Das Handwerk bildet das Fundament der deutschen Wirtschaft und umfasst mehr als 130 Ausbildungsberufe. Ob im Baugewerbe, in der Elektrotechnik, im Heizungsbau oder in der Lebensmittelverarbeitung – das Handwerk ist aus dem Alltag nicht wegzudenken. Doch der Fachkräftemangel gefährdet zunehmend die Leistungsfähigkeit dieser Branche. In den kommenden Jahren wird sich diese Situation weiter verschärfen, da die Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen durch Digitalisierung, Energiewende und Bevölkerungswachstum steigt.
Ein umfassender Blick zeigt: Der Fachkräftemangel ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance. Mit den richtigen Strategien können Betriebe nicht nur ihre Probleme lösen, sondern die Weichen für eine zukunftsfähige Branche stellen.
Inhaltsverzeichnis
Wie groß ist der Fachkräftemangel im Handwerk?
Die Zahlen sind alarmierend: Im August 2024 waren etwa 130.000 Stellen im Handwerk unbesetzt. Dabei gibt es eine doppelte Dynamik: Einerseits steigt der Bedarf an Fachkräften durch gesellschaftliche Megatrends wie den Klimaschutz. Andererseits sinkt die Zahl derer, die bereit sind, eine Ausbildung oder Tätigkeit im Handwerk aufzunehmen.
Vor allem Gewerke, die für die Umsetzung zentraler gesellschaftlicher Aufgaben wie der Energiewende oder der Digitalisierung verantwortlich sind, leiden unter einem eklatanten Mangel an Fachkräften. Beispiele:
- Elektriker oder Elektrikerinnen: Elektroniker im Bereich Energie- und Gebäudetechnik sind unverzichtbar, um moderne Energiesysteme wie Photovoltaikanlagen, Smart-Home-Systeme oder Ladeinfrastrukturen für Elektroautos zu installieren. Ohne ausreichend Fachkräfte drohen Verzögerungen in der Energiewende.
- Heizungsbauer oder Heizungsbauerinnen: Fachkräfte in diesem Bereich sind gefragt, um veraltete Heizsysteme gegen umweltfreundliche Alternativen wie Wärmepumpen oder solarthermische Anlagen auszutauschen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.
- Tischler oder Tischlerinnen: Im Bereich des energieeffizienten Bauens und der Verarbeitung nachhaltiger Materialien steigen die Anforderungen an Tischler stetig. Dazu kommen Aufträge im Bereich Innenausbau und Möbel, die wegen des Booms der Heimarbeit zunehmen.
Tabelle 1: Entwicklung der offenen Stellen im Handwerk im Vergleich zu anderen Branchen (2019–2024)
Branche | Offene Stellen 2024 | Veränderung 2019–2024 | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Handwerk | 130.000 | -19 % | Hohe Spezialisierung, mangelnde internationale Rekrutierung |
IT | 85.000 | +25 % | Erfolgreiche Zuwanderungslösungen, hohe Attraktivität |
Gesundheitswesen | 76.000 | +15 % | Öffentlich gefördert, gesellschaftlich anerkannt |
Baugewerbe | 40.000 | -5 % | Rückgang durch Nachfrageeinbruch und Materialkosten |
Die Gründe für die starke Betroffenheit des Handwerks sind vielschichtig. Neben strukturellen Problemen wie dem demografischen Wandel spielen auch gesellschaftliche Trends eine Rolle, die das Interesse an akademischen Karrieren steigern, während die Attraktivität handwerklicher Berufe sinkt.
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Ursachen des Fachkräftemangels
Der Fachkräftemangel im Handwerk ist das Ergebnis mehrerer Faktoren, die ineinandergreifen und die Problematik verschärfen:
- Demografischer Wandel:
- Ein großer Teil der Beschäftigten im Handwerk gehört zur Generation der Babyboomer. Laut einer Studie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) sind über 20 % der Fachkräfte älter als 55 Jahre. Bis 2035 wird etwa ein Drittel aller Beschäftigten in den Ruhestand gehen.
- Dieser Abgang wird durch die sinkende Zahl von Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die sich für eine duale Ausbildung entscheiden, nicht kompensiert. Während 1990 noch rund 15 % der Jugendlichen eine Ausbildung im Handwerk begannen, sind es heute weniger als 9 %.
- Besonders in ländlichen Regionen ist die Lage kritisch. Junge Menschen ziehen in Städte und nehmen dort andere Berufswege wahr.
- Mangelnde Berufsorientierung:
- Handwerksberufe leiden unter einem veralteten Image, das sie als körperlich anstrengend, schlecht bezahlt und wenig prestigeträchtig darstellt.
- In Schulen wird der Fokus oft auf akademische Laufbahnen gelegt. Der Weg ins Handwerk wird selten als gleichwertige Alternative vermittelt.
- Praktika, die Jugendlichen die Vielfalt und Modernität des Handwerks näherbringen könnten, werden zu selten aktiv angeboten oder beworben.
- Konkurrenz durch andere Branchen:
- Branchen wie IT, Gesundheitswesen oder Dienstleistungen ziehen viele junge Talente an, da sie flexiblere Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und höhere Einstiegsgehälter bieten.
- Im direkten Vergleich wirken die Arbeitsbedingungen im Handwerk weniger attraktiv, obwohl die Löhne in den letzten Jahren gestiegen sind. So verdient ein oder eine Dachdeckermeister/-in durchschnittlich 3.500 Euro brutto monatlich, während in der IT-Branche vergleichbare Qualifikationen oft mit 4.500 Euro und mehr entlohnt werden.
- Veränderte Anforderungen:
- Die Digitalisierung und die grüne Transformation erfordern neue Kompetenzen, die in vielen Ausbildungsprogrammen noch nicht ausreichend abgedeckt werden.
- Gleichzeitig müssen bestehende Fachkräfte weitergebildet werden, um mit den technologischen und regulatorischen Veränderungen Schritt zu halten.
- Fehlende internationale Rekrutierung:
- Während Branchen wie IT und Gesundheitswesen stark auf Zuwanderung setzen, wird dieses Potenzial im Handwerk nur zögerlich genutzt.
- Sprachbarrieren und komplizierte Anerkennungsverfahren machen es schwierig, internationale Talente schnell und effektiv in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Tabelle 2: Gründe für den Fachkräftemangel im Handwerk (Umfrage 2023)
Ursache | Zustimmung in % | Beispiele |
---|---|---|
Demografischer Wandel | 85 % | Hohe Altersstruktur, sinkende Geburtenrate |
Mangelnde Berufsorientierung | 74 % | Falsche Wahrnehmung durch Jugendliche und Eltern |
Konkurrenz durch andere Branchen | 62 % | IT, Gesundheit, Dienstleistung ziehen Talente ab |
Veränderte Anforderungen | 58 % | Digitalisierung, Energiewende |
Fehlende Zuwanderung | 50 % | Langwierige Verfahren, Sprachprobleme |
Chancen durch Digitalisierung
Die Digitalisierung hat das Potenzial, das Handwerk nicht nur effizienter, sondern auch attraktiver zu machen. Viele Betriebe setzen bereits auf moderne Technologien, um den Alltag ihrer Fachkräfte zu erleichtern und Abläufe zu optimieren. Doch noch längst nicht alle Unternehmen nutzen diese Möglichkeiten umfassend. Der digitale Wandel ist eine der größten Chancen, die sich dem Handwerk bietet – sowohl, um die Produktivität zu steigern als auch, um junge und technikaffine Fachkräfte zu gewinnen.
Wie kann Digitalisierung den Fachkräftemangel lindern?
- Entlastung der Mitarbeitenden: Automatisierte Prozesse wie der Einsatz von CNC-Maschinen oder KI-gestützter Planung können monotone oder körperlich belastende Tätigkeiten reduzieren. So bleibt den Fachkräften mehr Zeit für kreative und anspruchsvolle Aufgaben.
- Attraktivität moderner Arbeitsplätze: Digitale Tools und Technologien sprechen besonders junge Menschen an, die technisches Interesse haben. Ein Arbeitsplatz mit Zugang zu innovativen Geräten und Software wirkt anziehender als traditionelle Methoden.
- Neue Arbeitsfelder: Technologien wie 3D-Druck oder Building Information Modeling (BIM) schaffen völlig neue Berufsfelder und Weiterbildungsmöglichkeiten, die das Handwerk für zukünftige Generationen interessanter machen.
Welche Technologien spielen eine Rolle?
- CNC-Maschinen und Automatisierung:
CNC-Maschinen ermöglichen präzises Fräsen, Bohren und Schneiden, was Zeit spart und die Fehlerquote minimiert. Solche automatisierten Systeme sind besonders in der Holz- und Metallverarbeitung verbreitet. - Building Information Modeling (BIM):
BIM-Software erlaubt die digitale Planung von Gebäuden. Architekten, Bauingenieure und Handwerker arbeiten dabei in einem vernetzten System, das eine effiziente Koordination ermöglicht. Besonders Gewerke wie Elektrotechnik und Sanitär profitieren von dieser Technologie. - Künstliche Intelligenz (KI):
KI-Systeme können in der Bauplanung, der Materialberechnung und sogar in der Wartung von Maschinen eingesetzt werden. Sie ermöglichen es, Projekte schneller und ressourcenschonender zu realisieren. - 3D-Druck:
Mit 3D-Druckern können maßgeschneiderte Bauteile oder Prototypen gefertigt werden. Tischler, Installateure und Elektriker nutzen diese Technologie zunehmend, um individuelle Lösungen zu entwickeln.
Tabelle 3: Digitalisierung im Handwerk (Nutzung und Potenzial 2024)
Technologie | Anteil der Betriebe, die sie nutzen | Größter Nutzen |
---|---|---|
CNC-Maschinen | 35 % | Präzision und Zeitersparnis |
BIM-Software | 22 % | Effiziente Planung und bessere Kommunikation |
Künstliche Intelligenz | 15 % | Optimierung von Prozessen und Fehlervermeidung |
3D-Druck | 10 % | Individuelle Fertigung und Innovation |
Wie kann das Potenzial ausgeschöpft werden?
- Weiterbildung: Fachkräfte müssen gezielt in der Nutzung digitaler Technologien geschult werden. Investitionen in Fortbildungen zahlen sich aus.
- Integration in die Ausbildung: Digitale Inhalte sollten fest in die Lehrpläne integriert werden, damit junge Menschen von Anfang an mit modernen Werkzeugen arbeiten können.
- Förderung kleiner Betriebe: Gerade kleine Unternehmen haben oft nicht die finanziellen Mittel, um teure Technologien anzuschaffen. Staatliche Förderprogramme könnten hier Abhilfe schaffen.
Die grüne Transformation als Wachstumsmotor
Die grüne Transformation bietet dem Handwerk enorme Chancen, denn Klimaschutz und Energiewende sind ohne handwerkliche Expertise nicht realisierbar. Zahlreiche Gewerke sind direkt an der Umsetzung beteiligt, von der Gebäudedämmung über die Installation von Photovoltaikanlagen bis hin zum Bau nachhaltiger Infrastruktur.
Welche Berufe sind besonders betroffen?
- Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik:
Diese Fachkräfte sind zentral für die Umstellung auf erneuerbare Energien. Wärmepumpen, Solaranlagen und effiziente Heizsysteme sind ihre Spezialgebiete. Die Nachfrage übersteigt das Angebot um ein Vielfaches. - Dachdecker oder Dachdeckerinnen:
Neben klassischen Arbeiten wie der Dachsanierung sind sie für die Installation von Solaranlagen und Dämmmaterialien unverzichtbar. Hier treffen traditionelle Fertigkeiten auf neue technische Anforderungen. - Maler oder Malerinnen:
Früher oft nur für die Gestaltung zuständig, übernehmen sie heute auch die energetische Fassadensanierung. Dazu gehört die Verwendung moderner Dämmstoffe, die sowohl umweltfreundlich als auch effizient sind. - Elektriker oder Elektrikerinnen:
Sie sind die Allrounder der Energiewende. Ob Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Energiespeicher oder Smart-Home-Systeme – ohne ihre Expertise bleiben viele Projekte auf der Strecke.
Tabelle 4: Beitrag des Handwerks zur Energiewende (2024)
Gewerk | Wichtigste Aufgaben | Anteil am Gesamtmarkt |
---|---|---|
Sanitär, Heizung, Klima | Wärmepumpen, Solarthermie, Lüftungsanlagen | 35 % |
Elektrik | Smart Home, Photovoltaik, Ladeinfrastruktur | 30 % |
Dachdeckerei | Solaranlagen, Dachsanierungen, Dämmstoffe | 20 % |
Malerei | Fassadendämmung, umweltfreundliche Materialien | 15 % |
Wie kann die grüne Transformation genutzt werden?
- Zielgruppenspezifische Ansprache: Jugendliche, die sich für Klimaschutz interessieren, könnten gezielt auf handwerkliche Berufe aufmerksam gemacht werden, die einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten.
- Spezialisierung: Betriebe sollten ihre Mitarbeitenden gezielt auf nachhaltige Technologien und Materialien schulen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.
- Kommunikation: Die Rolle des Handwerks in der Energiewende sollte stärker in der Öffentlichkeit hervorgehoben werden, um das Image der Branche zu verbessern.
Internationale Fachkräftegewinnung: Eine ungenutzte Chance
Die internationale Fachkräftegewinnung bietet für das Handwerk eine immense, bislang nur teilweise genutzte Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu entschärfen. Länder wie Kanada oder die skandinavischen Staaten machen es vor: Sie setzen gezielt auf qualifizierte Zuwanderung und fördern die Integration ausländischer Arbeitskräfte durch klare, vereinfachte Prozesse. Deutschland hat ebenfalls den Bedarf erkannt und mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) die Weichen gestellt – allerdings wird dieses Potenzial im Handwerk noch zu wenig ausgeschöpft.
Warum das Handwerk internationale Fachkräfte braucht
- Deckung des Arbeitskräftemangels:
- Viele Länder, besonders in Südostasien, Osteuropa und Afrika, haben einen Überschuss an qualifizierten Arbeitskräften, die in Deutschland dringend benötigt werden. Beispielsweise sind in Indien oder den Philippinen hochqualifizierte Elektriker oder Schweißer ausgebildet, die nach internationalen Standards arbeiten.
- Bereits heute sind 12 % der Fachkräfte im Handwerk Menschen mit Migrationshintergrund. Dieser Anteil könnte durch gezielte Zuwanderungsprogramme erheblich gesteigert werden.
- Spezialisierte Kenntnisse:
- Viele Fachkräfte aus dem Ausland bringen spezialisierte Fertigkeiten mit, die in Deutschland selten zu finden sind. So sind beispielsweise Fachkräfte aus Italien oder Spanien im Bereich des nachhaltigen Bauens und der Restaurierung von Gebäuden oft hervorragend ausgebildet.
- In Osteuropa und Russland verfügen viele Handwerker über fundierte Kenntnisse in der Metall- und Holzverarbeitung, die in deutschen Betrieben von großem Nutzen sein können.
- Demografische Ergänzung:
- Während die deutsche Bevölkerung altert, sind viele Arbeitskräfte in anderen Ländern jung und motiviert, eine langfristige Perspektive in Deutschland zu suchen. Besonders attraktiv ist Deutschland durch seine wirtschaftliche Stabilität und die hohe Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften.
Herausforderungen bei der internationalen Rekrutierung
Trotz der Vorteile bleibt die Integration ausländischer Fachkräfte eine Herausforderung. Es gibt mehrere Hürden, die sowohl für Betriebe als auch für die Arbeitskräfte selbst bestehen:
- Komplexe Anerkennungsverfahren:
- Viele Fachkräfte aus dem Ausland verfügen über berufliche Abschlüsse, die in Deutschland nicht direkt anerkannt werden. Die Dauer und der Aufwand dieser Verfahren schrecken viele Bewerberinnen und Bewerber ab.
- Hinzu kommen länderspezifische Unterschiede. Während Abschlüsse aus der EU oft leichter anerkannt werden, sind die Prozesse bei Bewerberinnen und Bewerbern aus Drittstaaten wie Indien oder Vietnam langwieriger.
- Sprachbarrieren:
- Der Arbeitsalltag im Handwerk erfordert direkte Kommunikation – sei es auf der Baustelle, bei der Kundenbetreuung oder bei der Arbeit im Team. Für viele ausländische Fachkräfte ist die deutsche Sprache eine erhebliche Hürde.
- Zwar gibt es Sprachkurse, aber die Kombination aus Spracherwerb und Arbeit gestaltet sich oft schwierig.
- Bürokratie und rechtliche Unsicherheiten:
- Betriebe, die Fachkräfte aus dem Ausland anwerben wollen, stehen oft vor einem Wust an bürokratischen Anforderungen. Die Klärung von Visa-Status, Arbeitserlaubnissen und Aufenthaltstiteln bindet Ressourcen.
- Für kleine Betriebe im Handwerk ist dieser Aufwand kaum zu bewältigen, wodurch viele das Thema Zuwanderung gar nicht erst angehen.
Strategien zur erfolgreichen Fachkräftegewinnung aus dem Ausland
Die Herausforderungen bei der internationalen Rekrutierung sind lösbar, wenn Betriebe, Verbände und die Politik eng zusammenarbeiten. Hier sind fünf konkrete Strategien, wie das Handwerk von der Zuwanderung profitieren kann:
- Vereinfachung der Anerkennungsverfahren:
- Ein zentralisiertes System könnte die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen beschleunigen. Beispielsweise könnten Prüfinstanzen in den Herkunftsländern eingerichtet werden, die die Standards mit den deutschen Vorgaben abgleichen.
- Pilotprojekte in Branchen wie Pflege und IT zeigen, dass die frühzeitige Anerkennung von Abschlüssen im Ausland erfolgreich ist. Dies könnte auch für das Handwerk umgesetzt werden.
- Sprachliche Unterstützung:
- Staatlich geförderte Sprachkurse sollten verpflichtender Bestandteil der Fachkräfteanwerbung sein. Betriebe könnten durch Fördergelder unterstützt werden, um solche Programme anzubieten.
- Auch digitale Angebote wie Sprach-Apps könnten ein schneller Einstieg sein, bevor die Fachkräfte nach Deutschland kommen.
- Internationale Rekrutierungsprogramme:
- Zielgerichtete Werbekampagnen in Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit, wie in Südostasien oder Lateinamerika, könnten Fachkräfte ansprechen.
- Kooperationen mit internationalen Schulen und Ausbildungszentren, etwa durch das Goethe-Institut, könnten potenzielle Bewerberinnen und Bewerber schon früh auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten.
- Integration vor Ort:
- Mentorensysteme innerhalb der Betriebe könnten neuen Mitarbeitenden helfen, sich schneller in den Arbeitsalltag einzugewöhnen.
- Lokale Netzwerke und kulturelle Integrationsprogramme könnten dazu beitragen, dass sich Fachkräfte und ihre Familien willkommen fühlen.
- Chancenkarte systematisch nutzen:
- Die neue Chancenkarte bietet auch viele Möglichkeiten für das Handwerk, wird aber derzeit noch viel zu wenig genutzt.
Tabelle 5: Erfolgsfaktoren für die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte (2024)
Maßnahme | Vorteil | Beispiel |
---|---|---|
Zentrale Anerkennung von Abschlüssen | Reduziert Bürokratie und Zeitaufwand | Online-Plattform für schnelle Validierung |
Sprachkurse | Erleichtert Kommunikation und Integration | Geförderte Deutschkurse vor und nach der Einreise |
Internationale Partnerschaften | Bessere Vorbereitung auf den deutschen Markt | Kooperation mit Schulen und Ausbildungszentren |
Mentorenprogramme | Fördert Bindung und reduziert Fluktuation | Erfahrene Fachkräfte als Ansprechpartner |
Vergleich mit anderen Branchen: Was das Handwerk lernen kann
Branchen wie IT und Gesundheitswesen zeigen, wie Zuwanderung erfolgreich umgesetzt werden kann:
- IT-Branche:
Die IT-Branche hat durch gezielte Programme wie „Blue Card“-Visa oder Kooperationen mit Hochschulen in Indien und Pakistan ein starkes Netz aufgebaut, das Talente gezielt anspricht. Internationale Fachkräfte arbeiten oft in globalen Teams, was sprachliche Hürden reduziert. - Pflege:
Die Gesundheitsbranche setzt auf staatliche Unterstützung, um Pflegekräfte aus Ländern wie den Philippinen zu rekrutieren. Hier wurden zentrale Koordinierungsstellen eingerichtet, die sowohl bei der Anerkennung von Abschlüssen als auch bei der sprachlichen und kulturellen Integration helfen.
Was kann das Handwerk übernehmen?
- Förderung durch staatliche Programme: Eine engere Zusammenarbeit mit Behörden und Förderstellen könnte Prozesse vereinfachen und beschleunigen.
- Internationale Netzwerke: Das Handwerk sollte stärker in Bildungspartnerschaften investieren, um Fachkräfte schon früh zu gewinnen.
- Flexibilität: Gerade kleinere Betriebe könnten von Pilotprojekten profitieren, bei denen bürokratische Aufgaben zentral übernommen werden.
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