Azubis in Europa finden

KI-Bild von Midjourney

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen, insbesondere bei der Suche nach Auszubildenden (Azubis). Europa bietet jedoch eine Fülle an Potenzial: Junge Menschen aus Nachbarländern suchen oft nach besseren beruflichen Perspektiven und erkennen die Vorteile der dualen Ausbildung in Deutschland. Dieser Ratgeber erläutert, wie Unternehmen erfolgreich Azubis in Europa finden können, welche Länder besonders vielversprechend sind und welche Strategien sich bewährt haben. Zudem erhalten Sie Tipps zur Integration und langfristigen Bindung Ihrer internationalen Azubis.

Warum Azubis aus Europa?

Europa bietet eine Vielzahl an jungen Talenten, die eine duale Ausbildung in Deutschland als attraktive Karriereoption sehen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in einigen Ländern sehr hoch, was dazu führt, dass junge Menschen offen für berufliche Chancen im Ausland sind. Gleichzeitig schätzen viele die internationale Anerkennung und die berufliche Sicherheit, die das deutsche Ausbildungssystem bietet.

Vorteile für Unternehmen:

  • Breiter Bewerberpool mit motivierten Kandidaten.
  • Kulturelle Vielfalt und neue Perspektiven für das Team.
  • Langfristige Bindung durch eine qualitativ hochwertige Ausbildung.

Life-in-Germany.de ist ein unabhängiges Online-Magazin, das seit 2018 über Karrieremöglichkeiten in Deutschland informiert. Wir geben Tipps zu Ausbildung, Dualem Studium, Studium, Job und Bewerbung. Wir unterstützen Unternehmen und Initiativen bei der internationalen Fachkräftegewinnung. Wir freuen uns über Kooperationsanfragen und Themenvorschläge.

So finden Unternehmen Azubis in Europa

Zusammenarbeit mit EURES und der Bundesagentur für Arbeit

Das EURES-Netzwerk (European Employment Services) ist eine zentrale Anlaufstelle, um Azubis in Europa zu finden. Es vernetzt Arbeitsagenturen, Bildungseinrichtungen und Unternehmen in ganz Europa. Unternehmen können hier Stellenanzeigen für Ausbildungsplätze veröffentlichen und Unterstützung bei der Rekrutierung erhalten. Die Bundesagentur für Arbeit bietet darüber hinaus Programme an, die speziell auf die Vermittlung von Azubis aus dem Ausland abzielen.

Tipps:

  • Nutzen Sie die Beratungsangebote von EURES, um gezielt Länder mit hohem Rekrutierungspotenzial anzusprechen.
  • Bewerben Sie Ihre Stellenanzeige in mehreren Sprachen, um eine größere Reichweite zu erzielen.

Partnerschaften mit Schulen und Bildungseinrichtungen

Langfristige Partnerschaften mit Berufsschulen, Gymnasien oder technischen Schulen in Europa sind eine bewährte Strategie. Bildungseinrichtungen in Ländern wie Spanien, Italien oder Rumänien arbeiten gerne mit deutschen Unternehmen zusammen, da sie ihren Absolventen durch diese Kooperationen bessere Perspektiven bieten können.

Vorteile:

  • Direkter Zugang zu einer qualifizierten Zielgruppe.
  • Kontinuierlicher Bewerberstrom für die kommenden Jahre.
  • Gemeinsame Programme wie Sprachkurse oder Austauschprojekte fördern die Bindung.

Tipp: Vereinbaren Sie regelmäßige Besuche und Informationsveranstaltungen, um den Kontakt zu stärken und Vertrauen aufzubauen.

Nutzung von Online-Plattformen und sozialen Medien

Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, gezielt junge Menschen in Europa anzusprechen. Plattformen wie LinkedIn, StepStone, Indeed oder spezifische nationale Jobportale in Ländern wie Polen oder Griechenland ermöglichen es, internationale Talente zu erreichen. Ergänzend dazu bieten soziale Medien wie Instagram, Facebook oder TikTok moderne Wege, um mit jungen Bewerbern in Kontakt zu treten.

Tipp: Entwickeln Sie ansprechende Inhalte wie Videos oder Erfahrungsberichte aktueller Azubis, die zeigen, wie attraktiv Ihr Unternehmen ist. Stellen Sie sicher, dass die Anzeigen und Inhalte in der Landessprache verfügbar sind.

Länder mit besonderem Potenzial

Südeuropa: Spanien, Italien, Griechenland und Portugal

Südeuropa hat aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit großes Rekrutierungspotenzial. In Spanien liegt die Jugendarbeitslosenquote bei etwa 29 %, in Italien bei 23 % und in Griechenland bei 28 %. Junge Menschen in diesen Ländern sind häufig bereit, für bessere Perspektiven ins Ausland zu ziehen. Die deutsche duale Ausbildung wird hier besonders geschätzt, da sie berufliche Sicherheit und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet.

Beliebte Berufe: Gastronomie, Hotellerie, Bauwesen, Pflege.

Osteuropa: Polen, Rumänien, Bulgarien und Tschechien

Die geografische Nähe zu Deutschland macht osteuropäische Länder zu attraktiven Rekrutierungsmärkten. Die Jugendarbeitslosigkeit ist hier zwar niedriger als in Südeuropa (Polen etwa 10 %), jedoch locken die deutlich höheren Gehälter und besseren Arbeitsbedingungen in Deutschland. Viele Bewerber haben bereits grundlegende Deutschkenntnisse, was die Integration erleichtert.

Beliebte Berufe: Mechatronik, Logistik, Metallverarbeitung, Pflege.

Westeuropa: Frankreich, Belgien und Niederlande

In Westeuropa ist die Motivation zur Ausbildung in Deutschland häufig weniger durch wirtschaftliche Not geprägt, sondern durch das Interesse an einem international anerkannten Berufsabschluss. Besonders in technischen Berufen oder bei sprachintensiven Aufgaben gibt es hier großes Potenzial.

Beliebte Berufe: IT, Elektrotechnik, Maschinenbau.

Tabelle: Vergleich von Rekrutierungspotenzial in europäischen Ländern

LandJugendarbeitslosigkeit (2023)Beliebte BerufeBesonderheiten
Spanien29 %Gastronomie, BauwesenHohe Motivation durch wenig Perspektiven
Polen10 %Mechatronik, LogistikNähe zu Deutschland, oft Grundkenntnisse in Deutsch
Griechenland28 %Tourismus, HotellerieStarkes Interesse an dualer Ausbildung
Rumänien14 %IT, PflegeGute technische Qualifikationen

Alternativen zur klassischen dualen Ausbildung

Chancenkarte

Die Chancenkarte ist ein neues Instrument der Fachkräftezuwanderung. Mit diesem Punktesystem können auch Azubis nach Deutschland kommen, die nicht alle klassischen Voraussetzungen erfüllen. Faktoren wie Alter, Qualifikation und Sprachkenntnisse werden dabei berücksichtigt.

Tipp: Nutzen Sie die Chancenkarte für spezifische Fachkräfte, etwa in IT oder Technik, wo der Bedarf besonders hoch ist.

Saisonarbeit und duales Studium

Saisonarbeit ermöglicht es, internationale Studierende oder junge Erwachsene für eine begrenzte Zeit im Unternehmen zu beschäftigen, etwa in der Gastronomie, Landwirtschaft oder im Tourismus. Diese ersten Kontakte können später in eine duale Ausbildung oder Festanstellung münden.

Ein duales Studium kombiniert praktische Arbeit und akademische Ausbildung. Es ist besonders für Bewerber aus Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden attraktiv, die akademische Weiterbildungen bevorzugen.

Tabelle: Vorteile alternativer Rekrutierungsmodelle

ModellVorteile für UnternehmenGeeignete Berufe
ChancenkarteZugang zu spezifischen Fachkräften mit flexiblen AnforderungenIT, Technik, Pflege
SaisonarbeitKurze Beschäftigung, ideal zur ersten KontaktaufnahmeGastronomie, Tourismus, Landwirtschaft
Duales StudiumKombination von Theorie und Praxis, langfristige Bindung möglichIT, Maschinenbau, Elektrotechnik

Integration und langfristige Bindung

Sprachbarrieren überwinden

Sprachkenntnisse sind oft eine Herausforderung. Unternehmen sollten Sprachkurse anbieten oder finanziell unterstützen. Ein Sprachlevel von A2 reicht für den Einstieg oft aus, während die Azubis während der Ausbildung ihre Kenntnisse verbessern.

Netzwerke und Unterstützung

Die Integration gelingt besser, wenn Unternehmen lokale Netzwerke mit anderen Firmen, Behörden und Bildungseinrichtungen aufbauen. Diese können helfen, den Prozess zu beschleunigen und auftretende Probleme schneller zu lösen.

Tipp: Arbeiten Sie mit spezialisierten Dienstleistern oder internen Beauftragten, die den gesamten Prozess – von der Rekrutierung bis zur Integration – koordinieren. Externe Experten können Behördenkontakte erleichtern und rechtliche Fragen klären.

“Ausländische Mitarbeiter werden zu Botschaftern”

Ehemalige internationale Azubis können als wertvolle Botschafter agieren, um weitere Bewerber aus ihrem Herkunftsland zu gewinnen. Positive Erfahrungen sprechen sich schnell herum und stärken die Attraktivität Ihres Unternehmens.

Fazit

Die Rekrutierung von Azubis aus Europa ist eine zukunftsweisende Strategie, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Mit einer durchdachten Planung, dem Einsatz geeigneter Kanäle und einer gezielten Integration können Unternehmen langfristig motivierte Nachwuchskräfte gewinnen. Europa bietet nicht nur eine Vielzahl an Talenten, sondern auch die Möglichkeit, internationale Vielfalt und Kompetenz in den Betrieb zu integrieren. Nutzen Sie diese Chance!

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