Die europäische Gesetzgebung ist erneut einen Schritt weitergegangen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit den kürzlich am 12. März 2024 beschlossenen, strengeren Sanierungsvorgaben des EU-Parlaments zeichnet sich ein neues Bild für die Zukunft der Bau- und Energiebranche ab. Diese Änderungen, speziell in Bezug auf die Energieeffizienz von Gebäuden, könnten tiefgreifende Effekte auf den deutschen Arbeitsmarkt und die Berufswelt haben.
Inhaltsverzeichnis
Darum geht es bei den strengeren Sanierungsvorgaben
Das EU-Parlament hat eine Richtlinie verabschiedet, die eine höhere Energieeffizienz von Gebäuden fordert. Das Ziel ist, den Energieverbrauch von Gebäuden bis 2030 um 16 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 zu reduzieren und bis 2035 eine Senkung von 20 bis 22 Prozent zu erreichen.
Es wurden zwar keine Mindeststandards für Wohngebäude festgesetzt, jedoch bleibt eine faktische Sanierungspflicht für gewerbliche und öffentliche Gebäude mit niedriger Energieeffizienz bestehen. Zusätzlich wurden schärfere Emissionsvorschriften für Industrie und Landwirtschaft beschlossen, wobei Rinderhalter von diesen Regelungen ausgenommen sind.
Die neuen Maßnahmen sind Teil des umfassenden Ziels, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Im Folgenden schauen wir, welche Auswirkungen dies auf den Arbeitsmarkt in Deutschland haben kann.
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Welche konkreten Wirtschaftsbereiche werden durch die strengeren Sanierungsvorgaben voraussichtlich in Deutschland positiv beeinflusst und wodurch?
Die Einführung strengerer Sanierungsvorgaben könnte zunächst die Baubranche sowie den Sektor der erneuerbaren Energien in Deutschland positiv beeinflussen. Unternehmen, die sich auf energetische Gebäudesanierungen spezialisieren, könnten einen Anstieg der Nachfrage verzeichnen, da öffentliche und gewerbliche Gebäude ihre Energieeffizienz verbessern müssen. Dies könnte zu einem Anstieg von Aufträgen für lokale Handwerksbetriebe führen, von Dachdeckern über Isolierer bis hin zu Heizungs- und Lüftungsbauern.
Zudem dürften Hersteller und Installateure von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie von Solarpanels und anderen erneuerbaren Energiequellen von den neuen Vorschriften profitieren. Da Gebäude zu einem geringeren Energieverbrauch angehalten werden, könnten Technologien wie Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und bessere Dämmmaterialien eine höhere Nachfrage erleben.
Welche Bereiche können durch die strengeren Sanierungsvorgaben in Deutschland negativ beeinflusst werden und wodurch?
Auf der anderen Seite könnten die strengeren Vorschriften bestimmte Branchen negativ beeinflussen. Traditionelle Energieversorger, die hauptsächlich auf fossile Brennstoffe setzen, könnten eine sinkende Nachfrage erleben, da der Markt sich zunehmend erneuerbaren Energiequellen zuwendet. Ebenso könnten Unternehmen, die in die älteren, weniger effizienten Technologien für Gebäudeheizung und -kühlung investiert haben, von der Umstellung betroffen sein.
Weiterhin könnten Vermieter und Eigentümer von nicht-wohnwirtschaftlichen Immobilien, die nicht den neuen Energiestandards entsprechen, finanziell belastet werden. Die Kosten für die notwendigen Sanierungen könnten für einige eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn sie nicht zeitnah modernisieren.
Daten und Fakten
- Bis 2020 war die Energieeffizienz von Gebäuden in der EU um durchschnittlich 1,2% pro Jahr gestiegen.
- Von der gesamten in der EU verbrauchten Energie entfallen 40% auf Gebäude.
- Gemäß den neuen EU-Regeln wird ein jährlicher Investitionsbedarf von rund 180 Milliarden Euro erwartet, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.
- Die verbesserte Energieeffizienz von Gebäuden könnte bis 2030 zur Schaffung von über 2 Millionen Arbeitsplätzen in der EU beitragen.
- Die EU hat das Ziel gesteckt, dass alle neuen Gebäude ab 2050 nahezu energieneutral sind.
- Laut den neuen EU-Regeln müssen öffentliche Gebäude Vorbildfunktion in Bezug auf Energieeffizienz übernehmen und strengere Anforderungen erfüllen.
- Etwa 75% der Gebäude in der EU gelten derzeit als energieineffizient und müssen renoviert werden.
Auf welche Regionen könnte sich die strengeren Sanierungsvorgaben in Deutschland besonders auswirken?
Die Auswirkungen der neuen Sanierungsvorgaben könnten regional variieren. Städte und Regionen mit einem hohen Anteil an älteren Gebäuden oder einer starken Präsenz gewerblicher Immobilien könnten besonders betroffen sein. Beispielsweise könnten urbane Zentren wie Berlin, Hamburg, München und das Ruhrgebiet aufgrund der Dichte und des Alters vieler Gebäude verstärkte Sanierungsaktivitäten erleben. Im Gegenzug könnten diese Regionen von einer erhöhten Nachfrage nach Sanierungsdienstleistungen und energieeffizienten Lösungen profitieren.
Welche Arbeitsplätze, Jobs und Berufe können im einzelnen durch die strengeren Sanierungsvorgaben in Deutschland betroffen sein und warum?
Die neuen Vorschriften könnten eine Vielzahl von Berufen direkt beeinflussen. Architekten und Bauingenieure könnten stärker gefragt sein, um energieeffiziente Designs und Sanierungspläne zu entwickeln. Handwerker wie Elektriker, Klempner, Dachdecker, Fassadenbauer und Spezialisten für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen dürften ebenfalls eine höhere Nachfrage erleben. Energieberater und -auditoren könnten ebenfalls einen Anstieg ihrer Dienstleistungen verzeichnen, da Eigentümer den Energieverbrauch ihrer Immobilien bewerten und verbessern möchten.
In indirekter Weise könnten auch Jobs im Bereich der Produktion von Baustoffen und Technologien für erneuerbare Energien beeinflusst werden, ebenso wie Berufe im Umweltmanagement und in der Nachhaltigkeitsberatung.
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