Die aktuelle Zufriedenheit von Auszubildenden in Deutschland

KI-Bild von Midjourney

Die Zufriedenheit von Auszubildenden spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der dualen Berufsausbildung in Deutschland. Sie beeinflusst nicht nur die Lern- und Arbeitsmotivation, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abschlusses und die spätere Integration in den Arbeitsmarkt. In Zeiten von Fachkräftemangel und einer steigenden Zahl an Ausbildungsabbrüchen ist die Ausbildungszufriedenheit ein zentrales Thema, das von Bildungspolitikern, Arbeitgebern und Gewerkschaften gleichermaßen adressiert werden muss.

Ausbildungsreport 2024 des DGB

Der Ausbildungsreport 2024 des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) bietet wertvolle Einblicke in den aktuellen Stand der Ausbildungszufriedenheit in Deutschland. Er zeigt nicht nur, wie zufrieden die Auszubildenden mit ihrer Ausbildung sind, sondern beleuchtet auch die unterschiedlichen Faktoren, die diese Zufriedenheit beeinflussen. Trotz vieler positiver Entwicklungen gibt es nach wie vor erhebliche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Dazu gehören die Qualität der Ausbildung, die Betreuung durch Ausbilder*innen sowie strukturelle Probleme wie Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten.

In diesem Blogpost werden wir die zentralen Ergebnisse des Ausbildungsreports 2024 zur Ausbildungszufriedenheit zusammenfassen und die wichtigsten Einflussfaktoren beleuchten. Dabei werden wir auch auf geschlechtsspezifische Unterschiede eingehen und Empfehlungen für eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen diskutieren. Ziel ist es, ein umfassendes Bild der aktuellen Situation zu vermitteln und Ansätze zur Erhöhung der Zufriedenheit der Auszubildenden aufzuzeigen.

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Aktueller Stand der Ausbildungszufriedenheit

69,8 Prozent der befragten Azubis gab an, die mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Dieser Wert liegt einerseits unterhalb der generellen Arbeitszufriedenheit im Jahr 2024, die nach Umfragen bei rund 83 Prozent lag (eher zufrieden bis sehr zufrieden). Andererseits lag dieser Wert in den Jahren 2023 bei 79 Prozent und 2022 bei etwa 68 Prozent – also nicht sehr weit von der aktuellen Ausbildungsplatzufriedenheit entfernt. Außerhalb der Ausbildung wird der Anstieg der Zufriedenheit unter anderem auf den steigenden Fachkräftemangel und die positiven Entwicklungen im Arbeitsmarkt, insbesondere in der IT-Branche, zurückgeführt​.

Der DGB sieht den niedrigen Wert von rund 70 Prozent der Azubi-Zufriedenheit dennoch kritisch, da er einen negativen Trend fortsetze, der bereits im Vorjahr zu beobachten war. Während und unmittelbar nach der Corona-Pandemie wurde ein Anstieg der Zufriedenheit verzeichnet, der nun wieder abgeflacht ist. Es zeigt sich, dass die Zufriedenheit der Auszubildenden stark von den Bedingungen abhängt, unter denen sie ausgebildet werden​.

Ein zentraler Aspekt ist dabei die fachliche Qualität der Ausbildung, die von den Auszubildenden in verschiedenen Berufsfeldern unterschiedlich bewertet wird. Besonders positiv schneiden technische Berufe wie Industriemechaniker/in und Mechatroniker/in ab, während Berufe im Bereich des Einzelhandels und der Gastronomie eher negativ bewertet werden. Diese Unterschiede spiegeln die variierende Qualität der Ausbildung in den einzelnen Branchen wider und zeigen, dass strukturelle Probleme in bestimmten Bereichen weiterhin bestehen​.

Ein weiteres kritisches Thema ist die Präsenz und Verfügbarkeit von Ausbilder/innen. Auszubildende, die ihre Ausbilder/innen als regelmäßig anwesend und ansprechbar erleben, zeigen eine deutlich höhere Zufriedenheit mit ihrer Ausbildung. Im Gegensatz dazu berichten 10,9 Prozent der Auszubildenden, dass ihre Ausbilder/innen selten oder nie präsent sind, was sich negativ auf ihre Ausbildungszufriedenheit auswirkt​.

Tabelle 1: Zufriedenheit nach Berufsfeldern

BerufsfeldZufriedene Auszubildende (%)
Industriemechaniker/in85,2
Mechatroniker/in82,7
BankkaufmannfBankkauffrau78,3
Verwaltungsfachangestellte/r77,1
Elektroniker/in für Betriebstechnik75,6
Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel60,4
Friseur/in57,2
Zahnmedizinischer Fachangestellte/r55,1
Hotelfachmann/Hotelkaufmann54,3

Die Tabelle verdeutlicht, dass die Zufriedenheit stark von der Branche abhängt. Besonders die technischen Berufe schneiden überdurchschnittlich gut ab, während Dienstleistungsberufe, insbesondere im Einzelhandel und im Hotel- und Gastgewerbe, unterdurchschnittliche Zufriedenheitswerte aufweisen. Diese Diskrepanz ist ein Indiz für die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Ausbildungsinhalte, die in den verschiedenen Branchen vorherrschen.

Ein weiteres Problem ist der zunehmende Anteil von Überstunden und ausbildungsfremden Tätigkeiten. Etwa ein Drittel der Auszubildenden gibt an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen, und 15,3 Prozent berichten, häufig Aufgaben zu erledigen, die nicht zu ihrer Ausbildung gehören. Diese zusätzlichen Belastungen wirken sich negativ auf die Zufriedenheit aus und erhöhen das Risiko für Ausbildungsabbrüche​.

  • Fachliche Qualität der Ausbildung: Positive Bewertung in technischen Berufen, negative in Dienstleistungsberufen.
  • Präsenz der Ausbilder*innen: Wesentlicher Faktor für die Zufriedenheit.
  • Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten: Zunehmende Belastung für Auszubildende.

Die dargestellten Ergebnisse machen deutlich, dass die Ausbildungszufriedenheit nicht nur von den direkten Ausbildungsinhalten abhängt, sondern auch stark durch die Arbeitsbedingungen und die Unterstützung durch Ausbilder*innen beeinflusst wird. In den folgenden Kapiteln werden wir diese Einflussfaktoren näher betrachten und ihre Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Auszubildenden detailliert analysieren.

Einflussfaktoren auf die Ausbildungszufriedenheit

Rolle der Ausbilder*innen

Ein zentraler Faktor für die Zufriedenheit der Auszubildenden ist die Rolle der Ausbilderinnen. Die Qualität der fachlichen Anleitung und die methodische Gestaltung der Ausbildung hängen direkt von der Kompetenz und Verfügbarkeit der Ausbilderinnen ab. Der Ausbildungsreport 2024 zeigt deutlich, dass eine mangelnde Präsenz von Ausbilderinnen am Ausbildungsplatz zu einer geringeren Ausbildungszufriedenheit führt. Rund 10,9 Prozent der Auszubildenden geben an, dass ihre Ausbilderinnen selten oder nie verfügbar sind. Dieser Mangel an Betreuung wirkt sich direkt auf die Wahrnehmung der fachlichen Qualität der Ausbildung aus​.

Eine ständige Verfügbarkeit und Ansprechbarkeit der Ausbilderinnen ist notwendig, um den Auszubildenden das erforderliche Wissen zu vermitteln und sie bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Wenn Ausbilderinnen nicht verfügbar sind, müssen Auszubildende oft auf die Hilfe von Kolleg*innen zurückgreifen, die möglicherweise nicht über die erforderliche fachliche Eignung verfügen. Noch problematischer wird es, wenn Auszubildende sich das Wissen selbst aneignen müssen, ohne die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dies führt nicht nur zu Unsicherheit und Frustration, sondern auch zu einer geringeren Ausbildungsqualität​.

Tabelle 2: Einfluss der Verfügbarkeit von Ausbilder*innen auf die Ausbildungszufriedenheit

Verfügbarkeit von Ausbilder*innenZufriedenheit mit der Ausbildung (%)
Immer verfügbar82,4
Häufig verfügbar74,6
Selten verfügbar55,2
Nie verfügbar43,1

Die Tabelle zeigt, dass die Zufriedenheit der Auszubildenden stark mit der Verfügbarkeit ihrer Ausbilderinnen korreliert. Je häufiger die Ausbilderinnen verfügbar sind, desto zufriedener sind die Auszubildenden mit ihrer Ausbildung. Diese Korrelation unterstreicht die Bedeutung der Ausbilder*innen als Lernprozessbegleiter und die Notwendigkeit, dass sie für die Auszubildenden jederzeit erreichbar sind.

Methodische Gestaltung der Ausbildung

Ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor ist die methodische Gestaltung der Ausbildung. Der Ausbildungsreport hebt hervor, dass traditionelle Methoden wie das “Vor- und Nachmachen” sowie das “Zuschauen” nach wie vor am häufigsten in der Ausbildung eingesetzt werden. Diese Methoden werden von den Auszubildenden überwiegend als hilfreich empfunden, was zeigt, dass bewährte Lehrmethoden weiterhin eine wichtige Rolle spielen​.

Allerdings zeigt sich auch, dass modernere Methoden wie Projektarbeiten und der Einsatz von Simulationen oder Virtual Reality (VR) noch relativ selten verwendet werden. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Ausbildung in vielen Betrieben noch nicht vollständig an die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt angepasst ist. Dabei werden gerade moderne Methoden wie VR oder Projektarbeiten von denjenigen Auszubildenden, die sie erleben, als besonders hilfreich bewertet. Eine breitere Anwendung solcher Methoden könnte daher zur Verbesserung der Ausbildungszufriedenheit beitragen.

Feedback und Motivation

Feedback und die Motivation der Auszubildenden sind eng miteinander verbunden. Regelmäßige Rückmeldungen zu den erbrachten Leistungen tragen wesentlich dazu bei, die Motivation der Auszubildenden aufrechtzuerhalten und ihre Zufriedenheit mit der Ausbildung zu steigern. Der Report zeigt jedoch, dass nur ein kleiner Teil der Auszubildenden regelmäßig Feedback von ihren Ausbilder*innen erhält. Lediglich 15,7 Prozent der Befragten gaben an, mindestens wöchentlich eine Rückmeldung zu bekommen, während mehr als die Hälfte nur selten oder nie Feedback erhält​.

Diese mangelnde Rückmeldung führt dazu, dass sich viele Auszubildende nicht ausreichend motiviert fühlen. Ausbilder*innen, die regelmäßig Feedback geben und auf die individuellen Lernbedürfnisse ihrer Auszubildenden eingehen, tragen dazu bei, dass diese mit ihrer Ausbildung zufriedener sind und sich in ihrer Arbeit motivierter fühlen. Die regelmäßige Kommunikation und das gezielte Eingehen auf individuelle Bedürfnisse sind somit Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche und zufriedenstellende Ausbildung.

  • Verfügbarkeit der Ausbilder*innen: Direkte Korrelation mit der Zufriedenheit.
  • Methodische Gestaltung: Traditionelle Methoden dominieren, aber moderne Ansätze bieten Potenzial.
  • Feedback und Motivation: Regelmäßiges Feedback steigert die Motivation und Zufriedenheit.

Arbeitszeiten, Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten

Arbeitszeiten und die damit verbundene Belastung sind weitere entscheidende Faktoren für die Ausbildungszufriedenheit. Der Report zeigt, dass regelmäßige Überstunden für etwa ein Drittel der Auszubildenden zum Alltag gehören. Der Anteil derjenigen, die angaben, regelmäßig Überstunden zu machen, ist im Vergleich zum Vorjahr sogar wieder gestiegen. Dies stellt nicht nur eine erhebliche Belastung dar, sondern wirkt sich auch negativ auf die Zufriedenheit aus​.

Ein weiteres Problem sind ausbildungsfremde Tätigkeiten, die Auszubildende regelmäßig ausführen müssen. Mit 15,3 Prozent erreicht der Anteil der Auszubildenden, die häufig ausbildungsfremde Aufgaben übernehmen müssen, einen neuen Höchststand. Diese Aufgaben tragen nicht zum Lernerfolg bei und sorgen für Unzufriedenheit, da sie oft als unnötig und demotivierend empfunden werden.

Tabelle 3: Auswirkungen von Überstunden und ausbildungsfremden Tätigkeiten

BelastungAuszubildende betroffen (%)Zufriedenheit (%)
Regelmäßige Überstunden34,558,7
Ausbildungsfremde Tätigkeiten15,352,3
Keine zusätzlichen Belastungen50,275,8

Die Tabelle verdeutlicht, dass zusätzliche Belastungen wie Überstunden und ausbildungsfremde Tätigkeiten die Zufriedenheit der Auszubildenden erheblich beeinträchtigen. Es zeigt sich, dass Auszubildende, die keine zusätzlichen Belastungen erfahren, deutlich zufriedener mit ihrer Ausbildung sind.

Ausbildungsvergütung und Perspektiven nach der Ausbildung

Neben den Arbeitsbedingungen spielt auch die Ausbildungsvergütung eine wichtige Rolle für die Zufriedenheit. Der Report hebt hervor, dass die Höhe der Vergütung und die Aussicht auf eine Übernahme nach der Ausbildung entscheidend für die Zufriedenheit der Auszubildenden sind. Trotz steigender Löhne gibt es noch immer erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen, was die Vergütung betrifft. Dies spiegelt sich auch in der Zufriedenheit wider: Je besser die Vergütung und je sicherer die Perspektive nach der Ausbildung, desto zufriedener sind die Auszubildenden​.

Die Aussicht auf eine Übernahme nach der Ausbildung ist für viele Auszubildende ein wichtiger Motivationsfaktor. Der Report zeigt jedoch, dass knapp die Hälfte der Auszubildenden zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Klarheit darüber hatte, ob sie übernommen werden. Diese Unsicherheit wirkt sich negativ auf die Zufriedenheit aus und erhöht das Risiko eines Ausbildungsabbruchs.

  • Überstunden: Erhöhen die Belastung und senken die Zufriedenheit.
  • Ausbildungsfremde Tätigkeiten: Werden als demotivierend empfunden.
  • Vergütung und Übernahmeperspektiven: Direkter Einfluss auf die Zufriedenheit.

Die genannten Faktoren verdeutlichen, dass nicht nur die Qualität der Ausbildung selbst, sondern auch die Rahmenbedingungen, unter denen die Ausbildung stattfindet, entscheidend für die Zufriedenheit der Auszubildenden sind. Eine Verbesserung dieser Bedingungen ist unerlässlich, um die duale Berufsausbildung in Deutschland attraktiver zu gestalten und die Ausbildungszufriedenheit nachhaltig zu steigern.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Ausbildungszufriedenheit

Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bewertung der Ausbildungszufriedenheit sind ein weiteres zentrales Thema, das der Ausbildungsreport 2024 beleuchtet. Obwohl die duale Berufsausbildung grundsätzlich für alle Geschlechter zugänglich ist, zeigen sich deutliche Unterschiede in der Zufriedenheit zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden. Diese Unterschiede lassen sich vor allem auf die unterschiedlichen Berufswahlen und die damit verbundenen Ausbildungsbedingungen zurückführen.

Ein zentrales Ergebnis des Reports ist, dass weibliche Auszubildende seltener in ihren Wunschberufen ausgebildet werden als ihre männlichen Kollegen. Mehr als ein Viertel der befragten weiblichen Auszubildenden gab an, dass ihr Ausbildungsberuf nicht ihrer ursprünglichen Wahl entspricht, sondern eine Alternative darstellt, die sie nicht geplant hatten. Bei den männlichen Auszubildenden liegt dieser Anteil deutlich niedriger​.

Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Zufriedenheit aus: Weibliche Auszubildende, die in einem nicht gewählten Beruf ausgebildet werden, zeigen eine geringere Zufriedenheit mit ihrer Ausbildung als ihre männlichen Kollegen. Besonders gravierend ist dies bei denjenigen, die ihren Ausbildungsberuf als Notlösung betrachten. Hier sind nur etwa ein Drittel der betroffenen Auszubildenden zufrieden mit ihrer Ausbildung​.

Tabelle 4: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausbildungszufriedenheit

GeschlechtAuszubildende in Wunschberufen (%)Zufriedenheit (%)
Männlich81,473,5
Weiblich72,666,4
Divers (geschätzt)k.A.k.A.

Die Tabelle verdeutlicht, dass männliche Auszubildende häufiger in ihren Wunschberufen ausgebildet werden und entsprechend zufriedener mit ihrer Ausbildung sind als weibliche Auszubildende. Der Unterschied in der Zufriedenheit spiegelt die strukturellen Benachteiligungen wider, denen Frauen in der dualen Ausbildung nach wie vor ausgesetzt sind.

Branchenspezifische Unterschiede

Ein weiterer wichtiger Aspekt geschlechtsspezifischer Unterschiede liegt in der Wahl des Ausbildungsberufs. Der Report zeigt, dass Berufe, die traditionell als „weiblich“ gelten, oft schlechtere Ausbildungsbedingungen aufweisen. Dazu zählen insbesondere Berufe im Gesundheits- und Pflegebereich sowie in der Gastronomie und im Einzelhandel. Diese Berufe sind nicht nur schlechter bezahlt, sondern bieten auch häufig weniger Übernahmemöglichkeiten und schlechtere Arbeitsbedingungen​.

Dies führt dazu, dass weibliche Auszubildende, die häufiger in diesen Berufen tätig sind, im Durchschnitt eine geringere Ausbildungszufriedenheit aufweisen als ihre männlichen Kollegen, die oft in technisch geprägten und besser bewerteten Berufen ausgebildet werden. Die strukturellen Unterschiede zwischen den Branchen tragen somit maßgeblich zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Ausbildungszufriedenheit bei.

Tabelle 5: Zufriedenheit in geschlechtsspezifisch geprägten Berufsfeldern

BerufsfeldAnteil weiblicher Auszubildender (%)Zufriedenheit (%)
Gesundheits- und Pflegeberufe8560,3
Gastronomie und Hotellerie7857,4
Einzelhandel6562,1
Technische Berufe1575,7
Handwerkliche Berufe2071,8

Diese Tabelle zeigt, dass Berufe mit einem hohen Anteil weiblicher Auszubildender oft schlechtere Zufriedenheitswerte aufweisen. Technische und handwerkliche Berufe, in denen der Anteil männlicher Auszubildender höher ist, schneiden in der Regel besser ab, was die Ausbildungszufriedenheit betrifft. Dies verdeutlicht die strukturelle Benachteiligung von Berufen, die traditionell als „weiblich“ gelten, und die Notwendigkeit, diese Unterschiede gezielt anzugehen.

Auswirkungen geschlechtsspezifischer Diskriminierung

Neben den strukturellen Unterschieden in den Berufen berichtet der Ausbildungsreport auch über individuelle Fälle von Diskriminierung am Arbeitsplatz, die sich auf die Ausbildungszufriedenheit auswirken. Diese Diskriminierung zeigt sich oft in subtilen Formen, wie beispielsweise bei der Zuteilung von Aufgaben oder bei der Bewertung von Leistungen. Weibliche Auszubildende geben häufiger an, dass sie sich bei der Arbeit ungerecht behandelt fühlen oder dass ihre Leistungen nicht ausreichend anerkannt werden​.

Besonders problematisch ist dies in Berufen, die traditionell als männlich gelten und in denen Frauen nach wie vor in der Minderheit sind. Hier berichten weibliche Auszubildende häufiger von Vorurteilen und Stereotypen, die ihre Arbeit erschweren und ihre Zufriedenheit mindern. Diese Art der Diskriminierung führt nicht nur zu einer geringeren Ausbildungszufriedenheit, sondern kann auch langfristige Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung der Betroffenen haben.

  • Wunschberuf und Zufriedenheit: Weibliche Auszubildende sind seltener in ihren Wunschberufen und zeigen geringere Zufriedenheit.
  • Branchenspezifische Unterschiede: „Weibliche“ Berufe weisen schlechtere Bedingungen auf, was die Zufriedenheit mindert.
  • Diskriminierung am Arbeitsplatz: Subtile Formen der Diskriminierung führen zu Frustration und geringerer Zufriedenheit.

Lösungsansätze zur Reduktion geschlechtsspezifischer Unterschiede

Um die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Ausbildungszufriedenheit zu verringern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört die Förderung von Frauen in technischen Berufen sowie die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen in den traditionell weiblich geprägten Berufen. Auch die Bekämpfung von Diskriminierung am Arbeitsplatz muss verstärkt in den Fokus rücken.

Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Betriebe selbst. Sie müssen sicherstellen, dass weibliche Auszubildende die gleichen Chancen und Bedingungen erhalten wie ihre männlichen Kollegen. Dazu gehört nicht nur die gleiche Bezahlung, sondern auch die Förderung von Frauen in Führungspositionen und die Etablierung einer Kultur der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz.

  • Förderung von Frauen in technischen Berufen: Durch gezielte Programme und Maßnahmen.
  • Verbesserung der Bedingungen in weiblich geprägten Berufen: Höhere Vergütung, bessere Übernahmemöglichkeiten.
  • Bekämpfung von Diskriminierung: Schaffung eines gerechten und gleichberechtigten Arbeitsumfelds.

Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Ausbildungszufriedenheit sind ein komplexes Problem, das nur durch gemeinsame Anstrengungen von Arbeitgebern, Bildungseinrichtungen und der Politik gelöst werden kann. Eine gleichberechtigte Ausbildung ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des dualen Ausbildungssystems in Deutschland.

Ausblick und Empfehlungen zur Verbesserung der Ausbildungszufriedenheit

Forderungen der Gewerkschaftsjugend und relevanter Akteure

Angesichts der im Ausbildungsreport 2024 identifizierten Herausforderungen haben Gewerkschaften, insbesondere die DGB-Jugend, eine Reihe von Forderungen formuliert, die darauf abzielen, die Ausbildungszufriedenheit nachhaltig zu verbessern. Diese Forderungen umfassen sowohl strukturelle Anpassungen als auch spezifische Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsbedingungen in den Betrieben.

Eine der zentralen Forderungen ist die Einführung einer umlagefinanzierten Ausbildungsgarantie. Diese soll sicherstellen, dass alle jungen Menschen, die eine duale Ausbildung anstreben, auch einen Ausbildungsplatz erhalten. Damit soll nicht nur der Zugang zur Ausbildung erleichtert werden, sondern auch die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe gesteigert werden. Die Ausbildungsgarantie zielt darauf ab, die Kosten der Ausbildung fairer auf alle Betriebe zu verteilen, sodass kleine und mittelständische Unternehmen nicht überproportional belastet werden​.

Eine weitere Forderung betrifft die Anpassung der Ausbildungsvergütung. Die Inflation hat insbesondere Auszubildende mit niedrigen Einkommen hart getroffen. Deshalb fordert die DGB-Jugend eine Erhöhung der Mindestausbildungsvergütung auf mindestens 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass Auszubildende während ihrer Ausbildung finanziell abgesichert sind und nicht durch Nebenjobs zusätzlich belastet werden​.

Tabelle 6: Wichtige Forderungen zur Verbesserung der Ausbildungszufriedenheit

ForderungZiel
Umlagefinanzierte AusbildungsgarantieSicherstellung eines Ausbildungsplatzes für alle Interessierten
Erhöhung der MindestausbildungsvergütungFinanzielle Absicherung der Auszubildenden
Bessere schulische BerufsorientierungFrühe und gezielte Berufswahl ohne geschlechtsspezifische Stereotype
Systematisches ÜbergangsmanagementVerbesserung des Übergangs von Schule zu Beruf
Förderung von Mobilität und bezahlbarem WohnraumUnterstützung der Auszubildenden bei Mobilität und Unterkunft
Unbefristete Übernahme nach der AusbildungSchaffung von Planungssicherheit und klaren Perspektiven

Diese Forderungen verdeutlichen, dass eine nachhaltige Verbesserung der Ausbildungszufriedenheit eine breite Palette von Maßnahmen erfordert. Neben finanziellen Aspekten und der Sicherstellung eines Ausbildungsplatzes für alle müssen auch die strukturellen Bedingungen in den Betrieben sowie die Übergangsphasen von der Schule in den Beruf verbessert werden.

Mobilität und Wohnraum

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Mobilität und die Wohnsituation der Auszubildenden. Viele Auszubildende sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um ihren Ausbildungsbetrieb zu erreichen. Die Kosten für den täglichen Weg zur Arbeit stellen dabei oft eine erhebliche Belastung dar, insbesondere für Auszubildende in ländlichen Regionen, wo die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr begrenzt ist. Die DGB-Jugend fordert daher bundesweite, deutliche Vergünstigungen auf das 49-Euro-Ticket für Auszubildende. Dies soll sicherstellen, dass die Mobilität der Auszubildenden gewährleistet ist und ihnen keine zusätzlichen finanziellen Belastungen entstehen​.

Zusätzlich zur Mobilität stellt auch die Wohnsituation ein großes Problem dar, vor allem in Ballungsräumen. Die hohen Mieten machen es für viele Auszubildende nahezu unmöglich, in der Nähe ihres Ausbildungsbetriebs zu wohnen. Die DGB-Jugend fordert daher den Bau von mehr Azubi-Wohnheimen und die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es Kommunen und Trägern erleichtern, neue Wohnheime zu realisieren. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Auszubildende unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund eine sichere und bezahlbare Unterkunft finden​.

Übernahme nach der Ausbildung

Die Übernahme nach der Ausbildung ist ein weiterer entscheidender Faktor für die Zufriedenheit der Auszubildenden. Eine unbefristete Übernahme bietet jungen Menschen nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch eine klare Perspektive für ihre berufliche Zukunft. Dennoch zeigt der Ausbildungsreport, dass viele Auszubildende zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Gewissheit über ihre Übernahme haben. Um diese Unsicherheit zu beseitigen, fordert die DGB-Jugend eine gesetzliche Verpflichtung zur unbefristeten Übernahme aller Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung​.

  • Umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie: Verteilung der Ausbildungskosten auf alle Betriebe.
  • Erhöhung der Ausbildungsvergütung: Schutz vor finanziellen Engpässen während der Ausbildung.
  • Mobilität und Wohnraum: Verbesserte Rahmenbedingungen für bezahlbare Mobilität und Unterkunft.
  • Unbefristete Übernahme: Schaffung von Planungssicherheit für die Auszubildenden.

Mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Zufriedenheit und Reduktion von Ausbildungsabbrüchen

Um die Ausbildungszufriedenheit zu steigern und die Zahl der Ausbildungsabbrüche zu reduzieren, müssen neben den oben genannten Forderungen auch weitere konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Verbesserung der Ausbildungsqualität durch eine intensivere Betreuung der Auszubildenden. Der Ausbildungsreport zeigt, dass Auszubildende, die regelmäßig Feedback und Unterstützung von ihren Ausbilder*innen erhalten, deutlich zufriedener mit ihrer Ausbildung sind und seltener über einen Abbruch nachdenken​.

Verbesserung der Ausbildungsqualität

Eine hochwertige Ausbildung setzt qualifizierte Ausbilderinnen voraus, die nicht nur über fachliche, sondern auch über didaktische und pädagogische Kompetenzen verfügen. Die DGB-Jugend fordert daher eine Novellierung der Ausbildereignungsverordnung (AEVO), um sicherzustellen, dass Ausbilderinnen ausreichend auf ihre Aufgaben vorbereitet sind. Dazu gehören regelmäßige Fort- und Weiterbildungen, die es den Ausbilder*innen ermöglichen, auf dem neuesten Stand der Ausbildungsmethoden zu bleiben und die Auszubildenden optimal zu betreuen​.

Darüber hinaus sollten Betriebe sicherstellen, dass Ausbilder*innen genügend Zeit und Ressourcen für die Betreuung ihrer Auszubildenden haben. Ein sinnvoller Betreuungsschlüssel, der ausreichend Freiraum für individuelle Rückmeldungen und die persönliche Förderung der Auszubildenden ermöglicht, ist unerlässlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Auszubildenden die bestmögliche Unterstützung erhalten und ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können.

Stärkung der Mitbestimmung

Die Mitbestimmung der Auszubildenden in den Betrieben ist ein weiterer zentraler Punkt, der zur Steigerung der Zufriedenheit beitragen kann. Die DGB-Jugend fordert, die im Betriebsverfassungsgesetz geregelte Mitbestimmung auszuweiten, insbesondere in Fragen der Berufsausbildung und Fortbildung. Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAVen) sollten umfassende Mitbestimmungsrechte in allen Angelegenheiten erhalten, die die Ausbildung betreffen. Dadurch können die Auszubildenden aktiv an der Gestaltung ihrer Ausbildung mitwirken und Missstände frühzeitig erkennen und beheben​.

Tabelle 7: Maßnahmen zur Steigerung der Ausbildungszufriedenheit

MaßnahmeZiel
Intensivere Betreuung durch qualifizierte Ausbilder*innenSteigerung der Ausbildungsqualität und Reduktion von Abbrüchen
Novellierung der Ausbildereignungsverordnung (AEVO)Sicherstellung moderner, didaktischer und pädagogischer Kompetenzen
Ausweitung der Mitbestimmung für AuszubildendeFörderung der aktiven Beteiligung an der Ausbildungsorganisation

Diese Maßnahmen verdeutlichen, dass eine Verbesserung der Ausbildungszufriedenheit nur durch gezielte Investitionen in die Qualität der Ausbildung und die Einbindung der Auszubildenden in Entscheidungsprozesse erreicht werden kann. Gleichzeitig müssen strukturelle Probleme wie unzureichende Mobilität, mangelnder Wohnraum und die Unsicherheit nach der Ausbildung angegangen werden, um die duale Berufsausbildung in Deutschland langfristig zu stärken und attraktiver zu machen.

  • Verbesserung der Ausbildungsqualität: Durch qualifizierte Ausbilder*innen und intensivere Betreuung.
  • Stärkung der Mitbestimmung: Auszubildende aktiv in die Ausbildungsgestaltung einbinden.
  • Nachhaltige Maßnahmen: Zur langfristigen Steigerung der Zufriedenheit und Reduktion von Abbrüchen.

Die Umsetzung dieser Empfehlungen und Maßnahmen ist von entscheidender Bedeutung, um das duale Ausbildungssystem in Deutschland zukunftsfähig zu machen und die Ausbildungszufriedenheit auf ein höheres Niveau zu heben. Nur so kann sichergestellt werden, dass junge Menschen erfolgreich in das Berufsleben starten und langfristig zur Sicherung des Fachkräftebedarfs beitragen.

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