Der Fachkräftemangel ist in Deutschland allgegenwärtig. Unternehmen suchen verzweifelt nach Lösungen. Ein vielversprechender Weg: die eigene Ausbildung. Besonders in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) setzen Unternehmen vermehrt auf die Ausbildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beleuchtet dieses Thema näher.
Inhaltsverzeichnis
Der allgegenwärtige Fachkräftemangel
Deutschland leidet unter einem gravierenden Fachkräftemangel. Dieser Mangel beeinträchtigt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Fortschritt in wichtigen Bereichen wie Digitalisierung und ökologischer Wandel. Unternehmen versuchen, dieses Problem auf vielfältige Weise anzugehen. Sie rekrutieren Fachkräfte aus dem Ausland, bieten Unterstützung bei Behördengängen und der Wohnungssuche und setzen verstärkt auf die Ausbildung in Mangelberufen. Besonders in Berufen wie Mechatronik und Kältetechnik, wo der Bedarf besonders hoch ist, zeigen sich diese Bemühungen.
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Spitzenreiter Softwareentwicklung
Unter den Top-10-Berufen mit den meisten Ausbildungsanfängern finden sich laut der IW-Studie viele MINT-Berufe. Besonders hervorzuheben ist die Softwareentwicklung. Hier wurden im vergangenen Jahr auf 100 Softwareentwickler 33 Ausbildungsanfänger ausgebildet. Diese hohe Ausbildungsquote zeigt, dass der Bedarf an Fachinformatikern und mathematisch-technischen Softwareentwicklern enorm ist. Unternehmen haben in diesem Bereich vergleichsweise wenig Probleme, Ausbildungsstellen zu besetzen. Anders sieht es in Berufen wie der Kältetechnik oder im Hotelservice aus, wo 2023 viele Ausbildungsstellen unbesetzt blieben.
Bessere Information über Ausbildungsberufe
Unternehmen setzen die Ausbildung als Mittel gegen den Fachkräftemangel gezielt ein, erläutert die Studie. Trotzdem bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Dies zeigt, dass Angebot und Nachfrage besser aufeinander abgestimmt werden müssen. Laut Paula Risius, Expertin des IW, ist auch die Politik gefordert. Jugendliche sollten frühzeitig über die Vielfalt der Ausbildungsberufe informiert werden. Besonders Abiturienten sollten mehr über die Möglichkeiten einer Ausbildung erfahren, um die unbesetzten Stellen zu füllen.
Daten und Fakten
- In Deutschland gibt es derzeit rund 1,3 Millionen Auszubildende.
- Durchschnittlich geben Unternehmen bis zu 25.000 € pro Auszubildenden pro Jahr aus.
- Die Anzahl der Neuausbildungsverträge ist 2022 um 3 % gestiegen.
- Etwa 8 % der Auszubildenden absolvieren ihre Ausbildung in einem handwerklichen Beruf.
- Die Initiative "Ausbildung 2025" plant, weitere 200.000 Ausbildungsplätze zu schaffen.
- Über 50 % der Ausbildungsbetriebe sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
- Fast 94 % der Auszubildenden bestehen ihre Abschlussprüfung im ersten Anlauf.
Methodik der Studie
Die Auswertung der Studie basiert auf der IW-Fachkräftedatenbank 2024, Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit, der IAB-Stellenerhebung und der Berufsausbildung-Statistik. Um zu ermitteln, in welchen Berufen besonders viel ausgebildet wird, haben die IW-Wissenschaftler die Anzahl der Ausbildungsanfänger in Relation zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in derselben Berufsgattung gesetzt. Betrachtet wurden nur Berufsgattungen mit durchschnittlich mindestens 10.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen Juli 2022 und Juni 2023. Diese Kriterien treffen auf 139 Berufsgattungen zu.
Konkrete Maßnahmen der Unternehmen
Unternehmen entwickeln zunehmend kreative Ansätze, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Einige bieten duale Studiengänge an, die eine Kombination aus theoretischer Ausbildung und praktischer Arbeit ermöglichen. Andere setzen auf intensive Weiterbildung und Umschulung von bestehenden Mitarbeitern, um sie für neue Aufgabenfelder zu qualifizieren.
Duales Studium und Weiterbildung
Duale Studiengänge sind ein effektives Mittel, um Fachkräfte gezielt auszubilden. Sie bieten eine praxisorientierte Ausbildung und stellen sicher, dass die Absolventen die Anforderungen der Unternehmen erfüllen. Gleichzeitig investieren viele Unternehmen in die Weiterbildung ihrer bestehenden Belegschaft. Durch Schulungen und Umschulungsprogramme werden Mitarbeiter für neue Technologien und Arbeitsprozesse fit gemacht.
Rekrutierung aus dem Ausland
Ein weiterer Ansatz ist die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Hierbei unterstützen Unternehmen die neuen Mitarbeiter bei der Integration. Sie bieten Sprachkurse, helfen bei Behördengängen und unterstützen bei der Wohnungssuche. Diese Maßnahmen erleichtern den ausländischen Fachkräften den Start in Deutschland und tragen zur Reduzierung des Fachkräftemangels bei.
Unterstützung durch die Politik
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels. Sie kann durch gezielte Maßnahmen die Ausbildungsbereitschaft fördern und die Attraktivität von Ausbildungsberufen steigern. Dazu gehören Informationskampagnen, die Jugendlichen die Vielfalt der Ausbildungsberufe näherbringen, sowie finanzielle Anreize für Unternehmen, die in die Ausbildung investieren.
Informationskampagnen und finanzielle Anreize
Informationskampagnen sollen Jugendlichen die verschiedenen Ausbildungsberufe vorstellen und deren Vorteile aufzeigen. Besonders Abiturienten sollten über die Möglichkeiten einer dualen Ausbildung informiert werden. Finanzielle Anreize können Unternehmen motivieren, mehr Ausbildungsplätze anzubieten und die Qualität der Ausbildung zu verbessern.
Förderung der beruflichen Bildung
Die Förderung der beruflichen Bildung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Die Politik sollte Programme zur Unterstützung von Ausbildung und Weiterbildung entwickeln. Diese Programme könnten z.B. Zuschüsse für Ausbildungsbetriebe oder finanzielle Unterstützung für Azubis umfassen.
Ausblick und zukünftige Entwicklungen
Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Die Ausbildung junger Fachkräfte und die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter sind entscheidende Maßnahmen, um diese Herausforderung zu meistern. Unternehmen und Politik müssen weiterhin eng zusammenarbeiten, um die passenden Lösungen zu finden und umzusetzen.
Langfristige Strategien
Langfristig müssen nachhaltige Strategien entwickelt werden, um den Fachkräftemangel zu bewältigen. Dazu gehört auch die Anpassung des Bildungssystems an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt. Schulen und Universitäten sollten eng mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Ausbildung den Bedürfnissen der Unternehmen entspricht.
Technologische Entwicklungen und Digitalisierung
Die fortschreitende Digitalisierung und technologische Entwicklungen werden ebenfalls einen großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt haben. Unternehmen müssen flexibel bleiben und sich kontinuierlich an neue Technologien anpassen. Die Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften muss entsprechend auf diese Entwicklungen ausgerichtet sein.
Fazit
Der Fachkräftemangel ist ein komplexes Problem, das nur durch gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen und Politik gelöst werden kann. Die Ausbildung junger Fachkräfte, die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter und die Rekrutierung aus dem Ausland sind wichtige Bausteine. Gleichzeitig müssen Informationskampagnen und finanzielle Anreize geschaffen werden, um die Attraktivität von Ausbildungsberufen zu steigern. Nur durch eine umfassende Strategie kann der Fachkräftemangel langfristig bewältigt werden.
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