Pharmatechnologe: Produktion von Arzneimitteln

Pharmatechnologe: Produktion von Arzneimitteln

Die Ausbildung zur Pharmatechnologin bzw. zum Pharmatechnologen verbindet naturwissenschaftliches Interesse mit technischem Verständnis und bereitet gezielt auf die Arzneimittelherstellung vor. In diesem Beruf steht die Produktion hochwertiger Medikamente nach strengen Qualitätsstandards im Mittelpunkt. Besonders in den pharmazeutischen Industrieregionen Deutschlands – wie etwa in Baden-Württemberg und Hessen – werden attraktive Ausbildungsplätze angeboten.

Ähnliche Berufsfelder

Der Pharmatechnologe arbeitet an der Schnittstelle verschiedener naturwissenschaftlich-technischer Berufe. Eng verwandt ist die Tätigkeit des Pharmakanten, der seinen Schwerpunkt stärker auf Abfüll- und Verpackungsprozesse legt. Weitere ähnliche Berufsfelder finden sich in der chemischen und biotechnologischen Industrie.

Pharmazeutisch-technische Assistenten sind vorwiegend im analytischen Bereich tätig, wohingegen Chemielaboranten sich auf Laborarbeiten spezialisieren. Die Besonderheit des Pharmatechnologen zeigt sich in der gezielten Ausrichtung auf Herstellungsprozesse von Arzneimitteln, die unter pharmazeutischen Reinraumbedingungen durchgeführt werden.

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Was macht ein Pharmatechnologe?

Pharmatechnologen sind Fachkräfte, die für die industrielle Herstellung von Arzneimitteln zuständig sind. Zu ihren Aufgaben zählen das Bedienen und Überwachen moderner Produktionsanlagen, die Durchführung von Qualitätskontrollen sowie die lückenlose Dokumentation aller Arbeitsschritte. Dabei richten sie sich strikt nach den Vorgaben des Arzneibuchs und den Regeln der Good Manufacturing Practice (GMP).

AufgabenbereichBeschreibung
AnlagenbedienungSteuerung von Produktionsmaschinen für Tabletten, Kapseln und sterile Arzneiformen
QualitätskontrolleDurchführung von Zwischen- und Endkontrollen gemäß pharmazeutischen Standards
DokumentationLückenlose Protokollierung aller Herstellungsschritte für die Chargenrückverfolgbarkeit
Reinigung und HygieneEinhaltung strenger Reinraumbedingungen und Hygienevorschriften
ProzessoptimierungMitwirkung bei der kontinuierlichen Verbesserung von Herstellungsverfahren

Erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten

Für die Ausbildung zur Pharmatechnologin oder zum Pharmatechnologen sind fundierte naturwissenschaftliche Grundlagen unerlässlich. Gute Kenntnisse in Chemie und Mathematik bilden die Grundlage, um Wirkstoffzusammensetzungen und Dosierungen zu verstehen. Zudem ist technisches Verständnis erforderlich, um komplexe Produktionsanlagen sicher bedienen zu können.

Darüber hinaus sind Biologiekenntnisse von Vorteil, insbesondere bei der Herstellung biologischer Arzneimittel. In diesem präzisionsorientierten Berufsfeld kommt es besonders auf die Fähigkeit an, sich über längere Zeiträume konzentriert einer Aufgabe widmen zu können.

Wirtschaftliche Bedeutung des Pharmatechnologen

Die pharmazeutische Industrie gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen in Deutschland und erzielt jährlich einen Umsatz von über 60 Milliarden Euro. Durch ihre Arbeit gewährleisten Pharmatechnologen die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Medikamenten. Die strategische Bedeutung dieses Berufsfeldes wurde während der Corona-Pandemie besonders deutlich sichtbar.

In der deutschen Arzneimittelproduktion sind mehr als 120.000 Menschen beschäftigt, wobei der Bedarf an qualifizierten Fachkräften stetig wächst. Durch die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung in der Pharmaproduktion entstehen neue Anforderungen, die von gut ausgebildeten Pharmatechnologen erfüllt werden können. Die Branche bietet langfristig sichere Arbeitsplätze mit ausgezeichneten Entwicklungschancen.

Verdienstmöglichkeiten in der Ausbildung

Die Vergütung in der dreijährigen Ausbildung zum Pharmatechnologen richtet sich nach den tarifvertraglichen Regelungen der pharmazeutischen Industrie. Im ersten Ausbildungsjahr beträgt die monatliche Ausbildungsvergütung etwa 1.000 bis 1.100 Euro brutto. Diese steigt kontinuierlich an und erreicht im dritten Ausbildungsjahr zwischen 1.200 und 1.300 Euro.

Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss beginnen Berufseinsteiger mit einem monatlichen Bruttogehalt zwischen 2.800 und 3.400 Euro. Die tatsächliche Höhe wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter Unternehmensgröße, regionale Gegebenheiten und Tarifbindung. Mit wachsender Berufserfahrung und zusätzlichen Qualifikationen können sich die Gehälter auf über 4.000 Euro brutto monatlich steigern.

Vor- und Nachteile als Pharmatechnologe

Der Beruf des Pharmatechnologen bietet zahlreiche Vorzüge, darunter eine hohe Arbeitsplatzsicherheit in einer zukunftsträchtigen Branche. Da die Bedeutung von Arzneimitteln langfristig bestehen bleibt, ist mit einer stabilen Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften zu rechnen. Die abwechslungsreiche Tätigkeit verbindet praktische Arbeiten mit technischen und naturwissenschaftlichen Aspekten, wodurch ein vielseitiges Aufgabenspektrum entsteht. Zur Arbeit gehören das Bedienen moderner Produktionsanlagen, das Durchführen qualitätssichernder Maßnahmen sowie die Dokumentation von Herstellungsprozessen. Diese Kombination aus Praxis und Theorie macht den Beruf besonders interessant und herausfordernd.

Zu den besonderen Herausforderungen in diesem Berufsfeld zählen Schichtarbeit sowie die strikte Einhaltung von Hygienevorschriften. Die Verantwortung für die Arzneimittelproduktion erfordert höchste Konzentration und Präzision. Da die pharmazeutische Industrie strengen behördlichen Vorgaben unterliegt, ist eine kontinuierliche berufliche Weiterbildung unerlässlich.

Wege in den Beruf

Um den Beruf des Pharmatechnologen zu ergreifen, absolviert man eine dreijährige duale Ausbildung. In der Regel wird dafür ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt, wobei von den Auszubildenden häufig gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern erwartet werden. Die Ausbildung wird parallel im Betrieb und in der Berufsschule durchgeführt.

Für die Bewerbung sind Interesse an Technik und Naturwissenschaften sowie die Bereitschaft zur Schichtarbeit erwünscht. Bei der Auswahl spielen Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit eine wichtige Rolle. Nach Abschluss der Ausbildung eröffnen sich verschiedene Weiterbildungswege, etwa die Qualifizierung zum Industriemeister Pharmazie oder ein Studium der Pharmazietechnik.

Ein beispielhafter Arbeitstag

Ein typischer Arbeitstag in der Pharmaproduktion beginnt mit der Einweisung während der Schichtübergabe. Hier werden Informationen zur vorherigen Schicht sowie besondere Vorkommnisse besprochen. Im Anschluss erfolgt die Vorbereitung und Einrichtung der Produktionsanlagen gemäß den Standardarbeitsanweisungen.

Während der Produktion werden kontinuierlich die Prozessparameter überwacht und regelmäßig Proben für Qualitätskontrollen entnommen. Sollten Abweichungen von den Sollwerten auftreten, sind unverzüglich Korrekturmaßnahmen einzuleiten. Parallel zum Produktionsprozess erfolgt die lückenlose Dokumentation aller Arbeitsschritte.

Am Ende jeder Schicht werden Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten durchgeführt, um die hygienischen Standards für die folgende Produktion zu gewährleisten. Den Abschluss bildet die Übergabe an die nächste Schicht, bei der alle relevanten Informationen weitergegeben werden. Diese Darstellung dient als Beispiel und kann je nach Produktionsbereich variieren.

Fragen und Antworten

  1. Wie kann man Pharmatechnologe werden?

    Die Ausbildung dauert 3 Jahre und findet im dualen System statt. Voraussetzung ist meist ein mittlerer Bildungsabschluss mit guten Noten in naturwissenschaftlichen Fächern. Besonders in Baden-Württemberg und Hessen werden viele Ausbildungsplätze angeboten.

  2. Wie kann man Arzneimittel unter Reinraumbedingungen herstellen?

    Pharmatechnologen arbeiten in speziellen Reinräumen mit strengen Hygienevorschriften. Die Produktion erfolgt unter kontrollierten Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen. Moderne Anlagen werden computergesteuert überwacht, um Qualitätsstandards einzuhalten.

  3. Wie kann man Tabletten in großer Menge produzieren?

    Tabletten werden mit Pressmaschinen in Durchsätzen von mehreren tausend Stück pro Stunde hergestellt. Die genaue Dosierung der Wirkstoffe wird durch Wiege- und Mischprozesse sichergestellt. Qualitätskontrollen prüfen Gewicht, Härte und Zerfallszeit jeder Charge.

  4. Wie kann man sterile Injektionslösungen herstellen?

    Sterile Lösungen werden in autoklavierbaren Behältern bei Temperaturen über 121°C sterilisiert. Die Abfüllung erfolgt in speziellen Reinraumklassen mit Partikelüberwachung. Jede Charge wird auf Keimfreiheit und Pyrogenfreiheit getestet.

  5. Wie kann man Arzneimittelqualität sicherstellen?

    Durch regelmäßige Probenahmen und analytische Kontrollen während des gesamten Herstellungsprozesses. Dokumentation aller Produktionsschritte gemäß GMP-Richtlinien ist verpflichtend. Jede Charge erhält eine Chargendokumentation für die Rückverfolgbarkeit.

  6. Wie kann man Wirkstoffe genau dosieren?

    Mit hochpräzisen Waagen und automatischen Dosiersystemen, die auf Milligramm genau arbeiten. Mischprozesse erfolgen in Planetenmischern für homogene Verteilung. In-process-Kontrollen überwachen kontinuierlich die Dosiergenauigkeit.

  7. Wie kann man Verunreinigungen in Arzneimitteln vermeiden?

    Durch Reinraumkleidung und strikte Personalhygiene. Regelmäßige Reinigung und Validierung der Produktionsanlagen. Luftfilterungssysteme halten Partikelkonzentration unter 3520 Partikel/m³ bei 0,5 μm Größe.

  8. Wie kann man Produktionsanlagen warten?

    Nach festgelegten Wartungsplänen gemäß Herstellerangaben. Reinigung nach jedem Produktionszyklus mit validierten Verfahren. Kalibrierung der Messgeräte in regelmäßigen Intervallen gemäß Qualitätsmanagement.

  9. Wie kann man Chargendokumentation führen?

    Jede Charge erhält eine eindeutige Chargennummer. Alle Produktionsparameter werden elektronisch erfasst. Die Dokumentation umfasst Rohmaterialien, Prozessparameter und Qualitätskontrollergebnisse.

  10. Wie kann man neue Produktionsverfahren validieren?

    Durch Prozessvalidierung in drei Stufen: Prozessentwicklung, Prozessqualifikation und kontinuierliche Prozessverifikation. Statistische Methoden wie Prozessfähigkeitsanalyse werden angewendet. Die Validierung erfolgt gemäß GMP-Richtlinien.

Einflüsse von Künstlicher Intelligenz im Bereich Pharmatechnologie

Wie verändert Künstliche Intelligenz derzeit die Pharmatechnologie? Dr. Wolfgang Sender, Experte für Künstliche Intelligenz, erklärt: “Ich sehe in meiner Analyse, dass KI-Systeme bereits heute Wirkstoffkombinationen optimieren und Produktionsprozesse überwachen.” Konkret unterstützen Algorithmen die Steuerung von Syntheseprozessen und beschleunigen die Qualitätskontrolle durch automatische Bilderkennung. Reinraumüberwachung wird durch Echtzeitdatenanalyse effizienter, während predictive Maintenance Stillstandszeiten in Produktionsanlagen reduziert. Die menschliche Fachkraft bleibe jedoch für die Validierung der Ergebnisse verantwortlich, betont Sender.

Für die kommenden fünf bis zehn Jahre prognostiziert Sender eine zunehmende Integration von KI in skalierbare Produktionssysteme. Nach seiner Einschätzung werden adaptive Algorithmen Chargenprozesse autonom an variable Rohstoffqualitäten anpassen können. Sender erwartet voraussichtlich hybride Arbeitsabläufe, bei denen KI Vorschläge für Prozessoptimierungen generiert und Fachpersonal diese bewertet. “Ich erwarte voraussichtlich eine stärkere Verzahnung von Prozessdaten mit regulatorischen Anforderungen”, so Sender. Spezialisierte manuelle Arbeit in Reinräumen und akademische Steuerung der Systeme werden seiner Prognose nach weiterhin bestehen bleiben.

Berufseinsteigern rät Sender zur Aneignung von Data-Literacy und Prozessoptimierungskenntnissen. Konkret empfiehlt er den Umgang mit Manufacturing-Execution-Systemen und statistischen Auswertungstools. “Ich empfehle, sich auf Bereiche zu konzentrieren, wo technisches Prozessverständnis auf KI-Anwendungen trifft”, führt Sender aus. Als Chance sieht er beschleunigte Scale-up-Prozesse, während algorithmische Verzerrungen in Prozessdaten ein Risiko darstellen. Eine General AI würde nach aktuellem Stand eher unterstützend wirken, betont Sender. Manuelle Probenahme und akademische Forschung behalten seiner Einschätzung nach ihre Bedeutung in der pharmatechnologischen Wertschöpfungskette.

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