
Viele Menschen, die neu nach Deutschland kommen, entwickelt im ersten Jahr körperliche Symptome – Verspannungen, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden. Nicht wegen harter Arbeit oder schlechter Ernährung. Sondern wegen Stress. Ein fremdes Land, eine neue Sprache, ungewohnte Abläufe – das zerrt am Nervenkostüm. Doch wer mit Rückenschmerzen zum Arzt will, erlebt schnell eine Überraschung: Nicht alles, was hilft, wird bezahlt. Und nicht alles, was bezahlt wird, hilft auch wirklich. Wie also findet man in diesem Gesundheitssystem Orientierung?
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Krank, aber nicht „krank genug“?
Ein steifer Nacken ist kein Notfall. So sehen es viele Hausarztpraxen – vor allem, wenn das Wartezimmer voll ist. Wer Schmerzen hat, aber keine Fieberkurve vorweisen kann, wird oft mit einem Rezept für Wärmesalbe abgespeist. Das deutsche Gesundheitssystem ist darauf ausgerichtet, Diagnosen zu behandeln. Nicht Befindlichkeiten. Und erst recht keine psychosomatischen Zustände, die irgendwo zwischen Körper und Seele schweben.
Doch genau dort sitzen die Probleme vieler Neuzugewanderter. Zwischen Jobcenterbrief, Sprachkursstress und Heimweh verspannt sich nicht nur die Rückenmuskulatur. Das System erkennt das – aber greift kaum ein. Physiotherapie? Nur auf Rezept. Psychologische Hilfe? Monatelange Wartezeiten. Alternativen? Kaum bekannt. Viele landen bei Google – oder fragen in der Apotheke um Rat. Einige entdecken dort Methoden, die sich jenseits der Schulmedizin bewegen. Und für manche Menschen funktioniert genau das: etwa Behandlungen wie die der Osteopathie in Rosenheim, wo nicht gesprochen, sondern gespürt wird.
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Apotheken als erste Anlaufstelle
Die nächste Apotheke ist oft näher als die nächste Arztpraxis – und für viele Menschen, die neu in Deutschland leben, ist sie ein niedrigschwelliger Einstieg ins Gesundheitssystem. Kein Termin notwendig, keine lange Wartezeit, keine komplizierten Anträge: Wer unter Verspannungen, Kopfschmerzen oder innerer Unruhe leidet, kann hier unkompliziert Hilfe bekommen.
Apothekerinnen und Apotheker sind nicht nur für die Ausgabe von Medikamenten da. Sie beraten, erklären Dosierungen, empfehlen sanfte Mittel bei alltäglichen Beschwerden – und tun das oft geduldig, auch wenn die Sprache noch nicht perfekt sitzt. In vielen Apotheken sprechen Mitarbeitende zusätzlich Englisch, Arabisch, Russisch oder Türkisch – ein entscheidender Vorteil, wenn medizinische Fachbegriffe sonst zur Barriere werden.
Insbesondere bei leichten, aber belastenden Symptomen wie Schlafproblemen, Nervosität oder Rückenschmerzen können rezeptfreie Mittel aus der Apotheke sinnvoll sein. Pflanzliche Präparate auf Basis von Baldrian, Johanniskraut oder Passionsblume gehören in Deutschland zur bewährten Hausapotheke. Auch Wärmesalben oder durchblutungsfördernde Pflaster werden häufig empfohlen – gerade bei muskulären Beschwerden, wie sie durch ungewohnte Belastung, langes Sitzen oder psychischen Stress entstehen.
Hausarzt: So gibt es schnelle Termine
Grundsätzlich ist der Hausarzt in Deutschland die erste Anlaufstelle für fast alle medizinischen Anliegen. Er oder sie behandelt einfache Beschwerden selbst – und überweist bei Bedarf an Fachärztinnen oder Fachärzte. Dieses Prinzip nennt sich „hausarztzentrierte Versorgung“. Besonders für chronisch Erkrankte ist das hilfreich. Viele Krankenkassen fördern diese Struktur, weil sie eine koordinierte Versorgung unterstützt.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die freie Arztwahl: Jeder gesetzlich Versicherte darf sich selbst aussuchen, zu welchem Hausarzt er geht. In der Praxis ist das aber oft schwieriger als gedacht. Immer mehr Praxen nehmen keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf – Überlastung, Personalmangel und regionale Unterschiede machen die Suche mühsam.
Online-Portale helfen bei der Orientierung. Solche Plattformen zeigen verfügbare Termine, Sprachkenntnisse der Ärztinnen und sogar Bewertungen. Wer lieber direkt sucht, kann sich auf den Seiten der Kassenärztlichen Vereinigungen umsehen – etwa kvb.de für Bayern oder kvberlin.de für Berlin.
Telefonisch ist ebenfalls vieles möglich. Viele Praxen vergeben Termine klassisch per Anruf – allerdings oft nur zu bestimmten Uhrzeiten. Flexibler geht es über die zentrale Servicenummer 116117: Dort vermittelt der ärztliche Bereitschaftsdienst auch kurzfristig Termine oder hilft bei medizinischen Einschätzungen.
In akuten Notfällen ist der Weg ein anderer. Bei starken Schmerzen, Unfällen oder bedrohlichen Symptomen sollte direkt die 112 gewählt werden – der Notruf, nicht der Hausarzt.
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