Die Zahl der Azubis auf dem Bau steigen in Deutschland: Seit 2013 verzeichnet die Branche einen Zuwachs von 17 Prozent bei den Ausbildungszahlen. Dennoch gibt es doppelt so viele freie Azubi-Stellen als Bewerber.
Von Dr. Wolfgang Sender, 5. Mai 2023
Azubis auf dem Bau: Aktuelle Entwicklung
2021 ist die Zahl der Azubis auf dem Bau in den alten Bundesländern im ersten Lehrjahr von 11.663 auf 11.811 gestiegen (+ 1,3 %). In den neuen Bundesländern haben die neuen Ausbildungsverträge sogar um 5,9 % zugenommen (von 2.517 auf 2.666 Verträge). Dennoch gibt es auf dem Bau viele freie Positionen für Azubis. Auf jeden gemeldeten Bewerber im Hoch- und Tiefbau kommen mehr als zwei Ausbildungsstellen (Hochbau: 2,2, Tiefbau: 2,3). Branchenübergreifend sind es 1,2 Stellen pro Bewerber.
Nachwuchs kann Renteneintritte nicht mehr ersetzen
“Mit dem nachhaltigen Plus an Ausbildungsleistung zeigt unsere Branche, dass sie imstande ist, jungen Menschen Zukunftschancen zu öffnen und sie für Tätigkeiten am Bau zu begeistern”, fasst Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie die Ergebnisse zusammen.

Doch: “Diese Anstrengungen allein reichen nicht aus. In einem Umfeld, in dem der Nachwuchs die Renteneintritte nicht mehr ersetzen kann und sich auch die Voraussetzungen bei Auszubildenden, Unternehmen und in den Berufsbildern ändern, brauchen wir neue Denkansätze und ein Zusammenwirken von Branche und Politik.”
Änderung im Arbeitsalltag
Trotz eines beispiellosen Einstellungsmarathons von über 200.000 Personen auf nun knapp 911.000 Beschäftigte seit dem Tiefpunkt 2008 müssten alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um weitere Potenziale zu erschließen. “Wenn wir Produktivität nicht mehr über mehr Menschen steigern können, dann müssen wir mehr über effizientere Verfahren über Industrialisierung, Vorfertigung, Robotik und über Automatisierung nachdenken. Auch die Planung und die Bauumsetzung sollten nicht mehr getrennt sein.”
Ungebrochener Bedarf an Auszubildenden und Fachkräften
Der aktuelle Report der SOKA-BAU bestätigt einen ungebrochenen Auszubildenden- und Fachkräftebedarf. Linear gestiegen ist der Bedarf im akademischen Bereich und die Nachfrage nach dualen Studienplätzen. Zeitgleich können die Bemühungen um leistungsschwächere Ausbildungsinteressierte etwa im Projekt “Berufsstart Bau” positiv bewertet werden, da sie eine nachhaltige Integration dieser Personengruppe in die Bau-Ausbildung und den Bau-Arbeitsmarkt bewirken.

Der fortschreitende demografische Wandel trifft die Branche hart, vor allem aufgrund des im Vergleich zum Bundesdurchschnitt frühen Renteneintritts der Beschäftigten. Dies führt absehbar zu großen Fachkräfte-Lücken, die durch Neubesetzung mit Auszubildenden nicht geschlossen werden können. Der Report kann unter https://bit.ly/3bDj4CE abgerufen werden.
So wirst du Bau Azubi
Wenn du eine duale Berufsausbildung im Baugewerbe machen möchtest, kannst du mit diesen Schritten voran gehen.
Informiere dich über Berufe im Baugewerbe
Recherchiere die verschiedenen Berufsbilder im Baugewerbe, wie Maurer, Zimmerer, Fliesenleger oder Bauzeichner, um herauszufinden, welcher Beruf am besten zu deinen Interessen und Fähigkeiten passt.
Finde passende Ausbildungsbetriebe
Suche nach Ausbildungsbetrieben in deiner Region, die eine Ausbildung in dem von dir gewählten Bauberuf anbieten. Du kannst dies online, in Zeitungen oder durch persönliche Empfehlungen tun.
Erstelle Bewerbungsunterlagen
Bereite deine Bewerbungsunterlagen vor, einschließlich Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. Stelle sicher, dass du die Anforderungen des gewünschten Berufs und die Erwartungen des Ausbildungsbetriebs in deinem Anschreiben hervorhebst.
Bewirb dich bei den Ausbildungsbetrieben
Sende deine Bewerbungsunterlagen an die ausgewählten Ausbildungsbetriebe. Beachte dabei die Bewerbungsfristen und -anforderungen der jeweiligen Unternehmen.
Bereite dich auf das Vorstellungsgespräch vor
Wenn du zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wirst, informiere dich über das Unternehmen und den gewählten Beruf. Übe deine Antworten auf häufige Fragen und zeige, dass du motiviert und engagiert bist.
Nimm am Eignungstest teil (falls erforderlich)
Einige Ausbildungsbetriebe verlangen einen Eignungstest, um deine Fähigkeiten und Kenntnisse zu überprüfen. Bereite dich auf solche Tests vor, indem du dich mit relevanten Themen und Übungsaufgaben vertraut machst.
Unterzeichne den Ausbildungsvertrag
Wenn du ein Angebot für eine Ausbildungsstelle erhältst, prüfe den Ausbildungsvertrag sorgfältig und unterschreibe ihn, um deine Ausbildung zu beginnen.
Beginne deine Ausbildung
Starte deine Ausbildung im gewählten Bauberuf und sei engagiert, fleißig und offen für neues Wissen. Nutze die Gelegenheit, um praktische Fähigkeiten zu erlernen und dich in deinem Beruf weiterzuentwickeln.
Voraussetzungen und Bewerbungstipps
Anforderungen an Bewerber
Um eine duale Berufsausbildung im Baugewerbe zu beginnen, solltest du über einen guten Hauptschulabschluss oder einen höheren Schulabschluss verfügen. Körperliche Fitness, handwerkliches Geschick und Interesse an technischen Zusammenhängen sind ebenfalls wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung im Baugewerbe.
Bewerbungsunterlagen
Deine Bewerbung für eine duale Berufsausbildung im Baugewerbe sollte ein Anschreiben, einen Lebenslauf, Zeugnisse und eventuell Praktikumszeugnisse oder Referenzen enthalten. Achte darauf, deine Unterlagen vollständig und fehlerfrei einzureichen und deine Motivation für den gewählten Beruf im Anschreiben klar darzustellen.
Der Bewerbungsprozess
Informiere dich rechtzeitig über die Bewerbungsfristen für Ausbildungsplätze und reiche deine Bewerbung frühzeitig ein. Nach Eingang Deiner Bewerbung kann es zu einem Vorstellungsgespräch oder einem Einstellungstest kommen. Bereite dich gut auf diese Termine vor und zeige dein Interesse am gewählten Beruf und deine Motivation, in der Branche Fuß zu fassen.
Fragen und Antworten
Wie lange dauert eine duale Berufsausbildung im Baugewerbe?
Die Dauer einer dualen Berufsausbildung im Baugewerbe variiert je nach Beruf, liegt aber meistens zwischen zwei und dreieinhalb Jahren. Beispielsweise dauert die Ausbildung zum Maurer oder Zimmerer drei Jahre.
Welche Ausbildungsberufe gibt es im Baugewerbe?
Es gibt viele verschiedene Ausbildungsberufe im Baugewerbe, wie zum Beispiel Maurer, Zimmerer, Straßenbauer, Beton- und Stahlbetonbauer, Baugeräteführer und Fliesen-, Platten- und Mosaikleger. Jeder Beruf erfordert spezielle Fähigkeiten und Fachkenntnisse.
Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung im Baugewerbe?
Die Ausbildungsvergütung im Baugewerbe variiert je nach Beruf und Region, liegt aber im Durchschnitt bei etwa 850 Euro im ersten, 1.400 Euro im zweiten und 1.800 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Die Vergütung kann je nach Tarifvertrag und Betriebsgröße abweichen.
Welche Schulabschlüsse werden für eine Ausbildung im Baugewerbe benötigt?
Für die meisten Berufe im Baugewerbe wird mindestens ein Hauptschulabschluss vorausgesetzt. In einigen Fällen, wie beispielsweise bei Bauzeichnern oder Bautechnikern, kann auch ein Realschulabschluss oder Abitur erforderlich sein.
Wie viele Ausbildungsplätze gibt es im Baugewerbe?
Im Jahr 2021 gab es in Deutschland rund 30.000 Ausbildungsplätze im Baugewerbe. Die Anzahl der Ausbildungsplätze kann jedoch von Jahr zu Jahr variieren, abhängig von der wirtschaftlichen Lage und der Nachfrage nach Fachkräften.
Wie hoch ist die Erfolgsquote bei der Abschlussprüfung im Baugewerbe?
Die Erfolgsquote bei der Abschlussprüfung im Baugewerbe liegt bei etwa 90%. Die Quote kann je nach Beruf und Region variieren, ist aber insgesamt recht hoch.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es nach der Ausbildung im Baugewerbe?
Nach der Ausbildung im Baugewerbe gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel eine Fortbildung zum Meister oder Techniker. Außerdem können Fachkräfte im Baugewerbe auch ein Studium im Bauingenieurwesen oder Architektur beginnen.
Wie ist die Arbeitsmarktsituation im Baugewerbe?
Die Arbeitsmarktsituation im Baugewerbe ist in Deutschland gut, da es einen kontinuierlichen Bedarf an Fachkräften gibt. Infolge des aktuellen Fachkräftemangels sind die Berufsaussichten für Absolventen einer dualen Berufsausbildung im Baugewerbe besonders positiv.
Wie hoch ist der Frauenanteil im Baugewerbe?
Der Frauenanteil im Baugewerbe liegt bei etwa 10%. Obwohl die Branche noch immer von Männern dominiert wird, steigt der Anteil von Frauen in Ausbildung und Beruf kontinuierlich an.
Welche Rolle spielen digitale Technologien in der dualen Berufsausbildung im Baugewerbe?
Digitale Technologien spielen eine immer wichtigere Rolle in der dualen Berufsausbildung im Baugewerbe. Auszubildende lernen den Umgang mit modernen Geräten und Software, wie beispielsweise BIM (Building Information Modeling), um auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben.
Gibt es eine Probezeit während der dualen Berufsausbildung im Baugewerbe?
Ja, während der dualen Berufsausbildung im Baugewerbe gibt es eine Probezeit, die in der Regel zwischen einem und vier Monaten liegt. Während dieser Zeit können sowohl der Auszubildende als auch der Ausbildungsbetrieb die Zusammenarbeit ohne Angabe von Gründen beenden.
Wie hoch ist die Übernahmequote von Auszubildenden im Baugewerbe?
Die Übernahmequote von Auszubildenden im Baugewerbe liegt bei etwa 70%. Diese Zahl kann je nach Unternehmen und konjunktureller Situation variieren, zeigt jedoch insgesamt eine gute Chance für Auszubildende, nach der erfolgreichen Abschlussprüfung in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden.
Praktikumsmöglichkeiten
Finde das passende Praktikum
Ein Praktikum im Baugewerbe bietet dir die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Branche zu sammeln und verschiedene Berufe kennenzulernen. Nutze die Chance, um herauszufinden, welcher Beruf am besten zu Deinen Interessen und Fähigkeiten passt, bevor du dich für eine bestimmte Ausbildung entscheidest. Du kannst dich bei lokalen Baufirmen, Bauunternehmen oder Handwerksbetrieben nach Praktikumsplätzen erkundigen.
Die Dauer eines Praktikums
Die Dauer eines Praktikums im Baugewerbe variiert je nach Betrieb und Deinen individuellen Bedürfnissen. Übliche Praktikumsdauern liegen zwischen einer und sechs Wochen. Nutze das Praktikum, um die tägliche Arbeit, die Arbeitsumgebung und das Team kennenzulernen, damit du eine fundierte Entscheidung für deine zukünftige Ausbildung treffen kannst.
Praktikumszeugnis und Berufsvorbereitung
Am Ende Deines Praktikums erhältst du in der Regel ein Praktikumszeugnis, das du später bei der Bewerbung für eine Ausbildung vorlegen kannst. Dieses Zeugnis kann dir dabei helfen, deine Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu verbessern. Ein Praktikum im Baugewerbe bereitet dich zudem optimal auf die spätere duale Berufsausbildung vor.
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